Karl Markus Gauß (Vorw.): Erklärung für alles: Texte aus Mitteleuropa, Osteuropa, Südosteuropa

Cornelia Stahl

Karl Markus Gauß (Vorwort):
Erklärung für alles: Neue Texte aus Mitteleuropa, Osteuropa, Südosteuropa ua.

Salzburg/Wien: Residenz
Verlag, 2021, 363 Seiten.
ISBN: ISBN: 9783701717453

Textfragmente aus Wiener Residenzaufenthalten
Sechsundvierzig Autor*innen verweilten im Zeitraum von 2010 bis 2020 in Wien als Writer in Residence. Die während dieser Zeit entstandenen Texte blieben für die Öffentlichkeit meistens verborgen. Vorliegender Band ermöglicht, diese literarischen Fragmente als Stimmen Mittel-, Südosteuropas und dem Schwarzmeerraum hörbar und lesbar zu machen.
Den Auftakt bildet das Titel gebende Gedicht: Eine Erklärung der albanischen Lyrikerin Luljeta Lleshanaku für alles (Die Stadt der Äpfel. Gedichte, 2021), was Vergangenheit und Gegenwart vereint: „Wer einst als heilig galt, seiner Gebete und Mediationen wegen... ist für die moderne Psychologie … ein Fall von Schizophrenie“ (S.11).
Jede, der hier aufgelisteten Stimmen (übersetzt von Mascha Dabić, Andrea Grill und anderen) ist es wert, sich im literarischen Resonanzraum tatsächlich Gehör zu verschaffen.
Ob Saša Ilić, Autor aus Serbien, Georgi Gospodinov aus Bulgarien (Physik der Schwermut, 2012/2014, 2022 „Zeitzuflucht“. 2021: Usedomer Literaturpreis) oder Marine Petrossian aus Armenien: Man möchte den Autoren und Autorinnen persönlich begegnen. Prosa und/oder Lyrik, der vorliegende Band ermöglicht eine Vertiefung in die einzelnen Kunstwerke.
Karl-Markus Gauß geht im Vorwort auf eine mögliche Definition des Ostens ein, in dem sich „eine korrupte Klasse von neuen Reichen und alten Apparatschiks den Staat rücksichtslos als Beute aneignet“ (S.9).
Hochaktueller Bezug zur Gegenwart!
Karl-Markus Gauß, Schriftsteller, Essayist, wurde 1954 in Salzburg geboren, er entstammt einer donauschwäbischen Familie. Seit 1991: Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“.

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