Lutz Flörke: Nebelmeer #7

Cornelia Stahl

Lutz Flörke:
Nebelmeer #7. Roman

Berlin: duotincta – Verlag
259 Seiten
ISBN: 978-3-94608668-0

Ein Graffito als Ausgangs- und Endpunkt. Mit einer Szene in der Hamburger Kunsthalle steigen wir ein in den neunundzwanzig Kapitel umfassenden Roman. Ein Museumswärter reflektiert zurückliegende Jugendjahre in Barsinghausen, erinnert sich an die damalige Lebensmaxime „Wir wollen den Misserfolg“. Bei seiner vertiefenden Bildbetrachtung in der Abteilung
Deutsche Romantik geschieht plötzlich ein Notfall. Die Kollegin ruft die Hauptfigur „Wir haben einen Notfall“ (S. 9), doch diese lehnt Hilfeleistung bei der Aufklärung des Falles ab. „Ich bin Melancholiker“ (S. 9) rechtfertigt HP die passive Haltung.
Diese Ausgangsszene zoomt uns näher heran an die Protagonisten, an HP – als Hauptperson und Dorothee´, die energische Kollegin, sowie an ihren Freund Maximilian (Jugendfreund von HP). Als Dorothee´ ein Jobangebot in Göttingen annimmt, möchte HP ihr folgen, vermeidet jedoch, seine Wünsche offenzulegen. „Ein Jahr später war Dorothee´zurück. Ohne Job, ohne Freund“ (S. 32). Sie bittet HP um Mithilfe bei der Suche nach Maximilian: „Okay, denke ich, HP spielt Detektiv. Detektiv für Dorothee`. Was macht so einer überhaupt?“ (S. 33). Der Museumswärter HP findet plötzlich hinter dem gleichnamigen Bild einen USB-Stick, dessen Inhalt Geheimnisse aufdeckt.
Der mit Spannung und Zitaten aus Kunst, Literatur und Theater angereicherte Roman liest sich skurril. Plötzliche Wendungen erzeugen Unruhe, verhalten sich kohärent zum Inhalt, zu den Charakterzügen der Hauptfigur. Ein vielschichtiger Roman, der sich mit existenziellen Fragen des menschlichen Daseins in der Gegenwart auseinandersetzt.
Lutz Flörke, geboren 1956, promovierter Literaturwissenschaftler, betreibt mit Vera Rosenbusch Literarische Spaziergänge, die „Hamburger Literatur Reisen“. Flörkes Debüt „Das Ilona-Projekt“ erschien 2018, ebenfalls im duotincta-Verlag.

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