Maria Seisenbacher: Hecken sitzen

Cornelia Stahl

Maria Seisenbacher:
Hecken sitzen

Gedichte
Innsbruck: Limbus Lyrik
2021 , 96 Seiten
ISBN: 978-3-990-39212-6

Spuren der Pandemie. 2020/2021 zeigen sich gegenwärtig in unterschiedlichen Ausprägungen: Seisenbacher lässt diese Phänomene einfließen in ihren Lyrikband: „seit Verschiebung der Normalität bahnt sich ein schmaler Riss am Fenster seinen Weg“.
Es sind innere und äußere Risse, welche die Abkehr vom Gewohnten hervorgebracht haben. (Nur) Heckensitzerinnen wissen um die Bedeutung der (sichtbaren) Zeichen. Ihnen obliegt die besondere Fähigkeit, eine Verbindung mit der Anderswelt herzustellen, so lesen wir im Vorwort.
Seisenbachers Lyrik thematisiert Verflechtungen zwischen Mensch und Natur, enthält immanente Kritik am Umgang des Menschen mit der Welt: „wir lauten Ungetüme mit zarten Gliedern Schmetterlingsflügeln“, S. 15, spricht vom Raubbau an der Natur sowie von stetiger Bodenversiegelung: „Meilenstiefel streifen (S.16) unaufhaltsam über von Beton verschlossen“. Gesellschaftskritik, Mystik und Heilung vereint Seisenbacher in ihren Versen.
Druckgrafiken von Isabell Peterhans, konsequent in schwarz-weiß gehalten, gehen indirekt eine (gedankliche) Verbindung mit Richard Langthalers Holzschnitten aus dem Band „Kerbungen“ ein, erzählen in besonderer Weise von den Verstrickungen zwischen Individuum und Natur sowie der Schönheit, die sich bei genauem Hinschauen offenbart. Vorliegender Lyrikband lädt dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu schärfen, um (verborgene) Bilder zu entdecken. Vorstellungen, die Spuren hinterlassen, in uns. Eine meditative Einladung zum Innehalten!

Maria Seisenbacher, 1978 in Wien geboren, wuchs in Niederösterreich auf. Sie lebt als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in leichte Sprache in Wien. Isabel Peterhans arbeitet seit 2018 in Innsbruck. 2016 erhielt sie das Förderstipendium der Robert-Bosch-Stiftung.

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