Marianne Jungmaier: Sonnenkönige

Cornelia Stahl

Marianne Jungmaier: Sonnenkönige
2018, Wien:Verlag: Kremayr &
Scheriau, 224 Seiten.
ISBN-13: 9783218011020

Die rastlose Suche nach dem Lebenssinn. Wer einmal das Sand-World-Festival in Lübeck-Travemünde besucht hat, kann den Enthusiasmus, die Hingabe und Begeisterung, mit der die Künstler ihre Sandskulpturen anfertigten, gut nachvollziehen. Diese Begeisterung schwingt auch in Marianne Jungmaier´s Roman „Sonnenkönige” mit, in deren Mittelpunkt Aidan, ein Geriebener und Ratloser steht. Gemeinsam mit Freundin Hannah sowie Sam und Cherry, ebenfalls zwischen zwanzig und dreißig, sucht er im Berliner Großstadtdschungel, in der BDSM-Szene zwischen Alkohol und Drogen, nach neuen ekstatischen Erlebnissen und Herausforderungen. Beruflich in befristeten Jobs tätig, scheint es da noch etwas zu geben, das sich bisher nur als Lücke anfühlt. Seinen Traum, an einem Drachenfestival in Favilla teilzunehmen, behält er für sich, aus Angst, auf Unverständnis zu stoßen und bastelt heimlich in einem Berliner Hinterhofkeller an seinem Drachen aus Holz und Pergament. Zeiten aus der Kindheit werden in ihm wach, als er bei der Großmutter lebte und jede Nacht ein Drachen in seinen Träumen erschien, vielleicht zu seinem Schutz. Als Aidan dann Bill auf einem Drachenfestival kennenlernt und in ihm einen Gleichgesinnten erkennt, wendet sich das Blatt. Marianne Jungmaier, geboren 1985 in Linz, wurde vor allem durch ihren 2016 prämierten Roman „Das Tortenprotokoll” bekannt. In „Sonnenkönige” beschreibt ihre Figuren als broken people, wie sie sagt, in deren Fokus Sehnsüchte und Träume (der Zwanzig- bis Dreißigjährigen) stehen, begleitet von einem Gefühl, sich niemals festlegen zu wollen und doch ständig auf der Suche nach Zugehörigkeit zu sein. In ihrer sogartigen Erzählweise bringt die Autorin das Lebensgefühl einer ganzen Generation zum Schwingen. Eindrucksvoll ist die Darstellung der starken und lebensbejahenden Großmütter. Empfehlenswerte und unterhaltsame Lektüre!

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