Anneliese Merkac-Hauser: Fernweh sucht Heimweh

Eva Riebler

Anneliese Merkac-Hauser: Fernweh sucht Heimweh
Lyrik, Fran Verlag, 
Klagenfurt 2020, 96 Seiten
ISBN 978-3-9028320-7

Texte schleppen dich in Träume. Die Lyrik Annelieses Merkac-Hauser, geboren 1952 in Grieskirchen/OÖ, Germanistin und Musikpädagogin in Salzburg und Viktrin/Klagenfurt, ist kein Genre, das Rosen streut und in der Natur Kraft schöpft. Ihre Lyrik ist viel differenzierter, viel weiter und essentieller. Sie schöpft und vergibt Kraft. Ihre Worte drücken Brennnesseln auf die nackte Brust – und das tut dennoch gut.

Es klingt sehr viel über Tod und traurige Verletzung durch. Z.B. „Kahl geschlagen hast du mein Herz ...“ S. 54. Oder: „Zwischen den Wörtern raubst du den Atem … Zwischen den Wörtern raubst du die Wahrheit … zwischen den Wörtern will ich aufrecht stehen … S. 52. Hier sieht der Leser, die Leserin schon die aufrechte Kraft und Klarheit nicht nur der Texte, sondern der Autorin selbst.

Die Aussagen und die unbarmherzige Tiefe schmerzen. Die Wahrheit liegt offen und lässt sich erleben.

Die wenigen Begriffe, stets ohne Adjektive, die verzerren oder einschränken könnten, sind der durchgängige Sprachduktus. Dadurch wird das Narrative in eine Dimension gesteigert, die es erst einmal zu erfassen gilt.

Das Aussparen ist das Lyrische und Aussagekräftige. Die Gedichte wirken ungefeilt, ungeschminkt, ehrlich und trotzdem nicht dürr und platt. Der Inhalt wirkt im Lesenden nach. Ganz wenige Zeilen entfaltet sich zu etwas Großem. Es ist immer eine Bestandsaufnahme der Welt und der Sozietät des Menschen und entwickelt sich nie zu einem Hilfeschrei oder zu einer Anklage. Kein pädagogischer Zeigefinder stört und kein Verursacher wird angeklagt. Es gibt keinen Richter und keinen Gott; auch wenn Kain Abel erschlägt oder vielleicht die Nazis die Juden oder eine Vergewaltigung stattfindet. „Hinter der Scheune blutet die Axt … „S. 54 und „aus der Lunge schwindet der Atem“ S. 87.

Es ist wie es ist. Und es soll unbedingt gelesen werden! Es ist erstklassige Lyrik!                                             

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