Claus Petersen: Was Jesus wirklich lehrte

Eva Riebler

Claus Petersen:
Was Jesus wirklich lehrte.

21 Entdeckungen
Verlagshaus Gütersloh
2020, 224 Seiten
ISBN 978-3-579-06616-5

Das Reich Gottes ist hier und jetzt: Peterson studierte ev. Theologe in Erlangen/Heidelberg, war bis 2017 ev. Pfarrer in Bayreuth und gründete 2002 nach Konflikten mit der Kirchenleitung die „Ökumenische Initiative Reich Gottes-jetzt“. Und dass diese Konflikte naturgemäß entstanden sind, belegen seine fundamentalen Recherchen zu den Aussagen Jesus. Er vergleicht verschiedene Überlieferungen und schält die sparsameren, ursprünglichen Formulierungen heraus.
Er belegt, dass Luther schon Nebensätze in Reden Jesus einfügte und die Kirche noch 2017 gegen besseres Wissen an Verfälschungen der Worte Jesu festhielt. Denken wir nur an das Vaterunser: .. „dein Reich KOMME“ – wo doch bei Lukas 17,20b schon die Gegenwart steht: „Denn siehe, das Reich Gottes IST mitten unter euch.“ Peterson weist darauf hin, dass die Jesusbotschaft bereits im Neuen Testament völlig an den Rand gerückt worden, beziehungsweise übermalt und verfälscht worden sei – s. S. 115. Das Jenseits ist nicht das Reich Gottes, bereits Lukas 17,20b-21 meinte: „Siehe das Reich Gottes ist mitten unter euch“. Dies ist eine Botschaft der Freude, denn es ist die Gegenwart gemeint.
Jetzt schon können und sollen wir am Reich Gottes teilhaben und ein beseligendes, ein richtiges, stimmiges Leben führen – s. S. 44. Allerdings ist nicht Reichtum wichtig, sondern das: „Nicht-mehr-als nötig“. Selig sind die, die nicht mehr besitzen, als sie wirklich brauchen (Matth 5,3/Luk 6,20b). Peterson geht auch auf den Zuspruch des Reiches Gottes an die Kinder (Markus 10,14b-15) ein, die Teil haben, weil sie hinnehmen, vertrauen und ganz in der Welt aufgehen. Somit ist das Kind dem Erwachsenen Vorbild.
Fazit: Unbedingte Empfehlung. Ein spannendes, exzellent recherchiertes Werk, das die Analyse der Bibeltexte ernst nimmt und vor Augen führt, was Thomas Müntzer im 16. Jhdt. wollte und wir jetzt noch immer alle brauchen: Eine Reform der Kirche und eine Umwandlung der Gesellschaft – weg von der Eigenliebe!

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