Egyd Gstättner: Mein Leben als Hofnarr

Eva Riebler

Egyd Gstättner
Mein Leben als Hofnarr

Wien, Picus 2019, 285 S.
978-3-7117-2084-9


Es ist verdammt hart, vom Schreiben als Autor leben zu wollen. Auch wenn man sein 18. literarisches Werk herausgibt und diverse Kolumnen schreibt/schreiben will, ist man den Zumutungen des Literaturbetriebes ausgeliefert. Diese Zumutungen und wie man sich darüber (nicht)ärgert und ständig in den Arsch beißt – das ist diesmal Gstättners Thema.

Wie ein Tagebuch, das natürlich keines ist, weil es (verkaufstechnisch) keines zu sein hat, hat Gstättner kurze private Reflexionen parat. Private deswegen, weil seine Aufzeichnungen immer weniger politische Statements enthalten, sieht er rückblickend. – warum wohl? – Der Literat hat ja sowieso die Medien als Feind, Egyd Gstättner überlegt daher alle Abos zu kündigen und in kein Medium mehr hineinzuschauen – aber das erkennt er als „glatten Selbstmord“. –

Naturgemäß ölt er ins politische Basching, denn aufregen muss man sich in diesem Schurkenbundesland – hie und da natürlich auch über sich selber, wenn z.B. der Bauch so angewachsen ist, dass man beim Sex nichts mehr sieht. Dafür hasst er sich, aber er hasst auch Absagen (von Zeitungen oder Verlagen), Radios, unbezahlte Reisen, das Zuhause Bleiben, den Donauwalzer zu Silvester und und und. Er bemerkt, dass es keine guten Lektoren oder Verlagsbetreuer gibt, auch keine öffentlichen Briefkästen, Telefonzellen, Abfallinseln mehr…, also weitet sich das Abseits aus – seines jedenfalls. Ein goldener Anker ist für ihn das kleine kärntner Städtchen Friesach, wo er zwar mit der Welt digital verbunden, aber auf der Straße nur Friesacher und Friesacherinnen trifft/sieht. – Hier kann er allen Widrigkeiten zum Trotz noch schreiben, wenn auch im Abseits, wenn auch als Hofnarr!

Der Vorteil des Hofnarren liegt auf der Hand. Allerdings ist er einer, der nicht hofiert wird, sondern der sich selbst ständig aus dem Pannen-Sumpf seiner Publikatoren ziehen muss!

Und wir brauchen solche rege Autoren, die geistige und publizistisch Mahnwache halten!

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