Jan-Eike Hornauer: Das Objekt ist beschädigt

Eva Riebler

Jan-Eike Hornauer:
Das Objekt ist beschädigt

Komische Gedichte.
München, Muc Verlag,
1. Aufl. 2016, 207 Seiten
ISBN 978-3-9815181-5-3

Ein leidenschaftlicher Textzüchter (siehe www.textzuechterei.de), studierte Germanistik und Soziologie in Würzburg und lebt als Autor, Lektor und Herausgeber in München, der sich eher eine Zigarette in den Mund als ein Blatt vor den Mund nimmt. In sechs Kapiteln von Liebe & Frauen, Menschliches & Zwischenmenschliches, Kunst & Dichtung, Philosophisches & Politisches, Tierisches & Alltägliches und Fuß & Ball gibt er seine Gedanken kund. Und dies natürlich unverfroren ehrlich und unverhältnismäßig direkt. Er lässt den Leser teilhaben an seinen intimsten Gedanken und vielleicht auch pikanten Situationen. In unverwechselbarem Ton greift er jede Seite ein neues Thema auf und schwankt Möglichkeiten und Unmöglichem.
Gerade das ist an Hornauer so zu bewundern, dass er meist Denkprozesse offen lässt und selten die deterministische Ader spielen lässt. Sein pädagogischer Nutzen erscheint dadurch vielleicht zu gering, ist jedoch umso wertvoller, je gehöriger die eindeutige Aussage wackelt.
Denn das Leben ist nie eindeutig.
Berührend, klar und eindeutig hingegen sind die Zeilen S. 102 über August Stramm, anlässlich seines 100. Todestages 2015. „ … Ungelebt gestorben / auf gleich mehrere Arten // Zerschossene Träume / auf verdrecktem Papier / gemahnen / doch schweigend // Und überall Tod.” Einfach köstlich und frech sind seine Gedichte zu Hölderlin, F. Hebbels „Sommerbild“ oder Rainer Maria Rilkes „Advent“ (…„ Es strebt mit sein und allen Sinnen / die Tanne hin zum Ehrentod …“
Hornauer deckt Inhaltsleere auf und fragt als Dichter S. 115 mal nach: Warum nicht ein winziges Fleckchen ihm und seinen Dichter-Kollegen im Land der Dichter und Denker gehöre. Dies Eckchen sei ihm vergönnt und seinem Band eine 2. Auflage gewünscht! Seine Zeilen sind jeweils so philosophisch bereichernd, stets lustvoll virtuos und manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken!

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