Karin Peschka: FanniPold

Eva Riebler

Karin Peschka: FanniPold.
Roman
Salzburg: Otto Müller Verlag,
2016, 310 Seiten
IBSN 978-3-7013-1244-3

Weg von Stammtisch und Freundinnen! Hätte sich Fanni doch nicht überreden lassen, sich von ihren Stammtischfreundinnen einen Tandem-Gleitflug schenken zu lassen. Sie hatten es gutgemeint, da sie ihre Freundin Poldi aufmuntern wollten, die ihnen eine Krebskrankheit vorspielte. Fanni wollte durch die Krankheit Mitgefühl, Aufmerksamkeit und vielleicht Respekt ernten. Jedenfalls war sie mit ihrem Leben fertig, wollte nicht mehr wie alle anderen „funktionieren“ und das ewig Gleiche des Alltags nicht mal mehr mit einem Urlaub unterbrechen. Als der Gleitflug jedoch in einer Tanne endet, deren Zweig ihre Brust durchbohrt, wird alles tatsächlich lebensbedrohlich und sie funktionslos. Dabei hatte Fanni bereits reflektiert, ob sie ihre Freundinnen nicht eher durch die Scheibe der Pizzeria von außen betrachten und alleine ihrer Wege ziehen sollte. Überhaupt lässt die Autorin die Hauptfigur stets räsonieren und reflektieren. Ihre Innenseite; IHRE Beobachtungen und Gedanken dazu spielen eine größere Rolle als ihr Sein im Lebensfluss von Familie und Arbeit. Das ist die Stärke der Autorin, dass sie diese ihre eigene Gabe des Bewusstseinsstroms so explizit auszudrücken weiß. So nebenbei erfährt man, dass dieser Ort zum Aussterben verdammt ist, genauso wie das Geschäft Fannis Freundin. Vielleicht ist dies bereits eine Parallele zum Ableben und zur Trennung von Familie und allen. Parallel hat die Autorin auch die Handlung vor dem Unfall mit dem Handlungsstrang, in dem die Hauptfigur am Ast aufgespießt auf Rettung wartet, geführt. Die Spannung auf den Fortgang und Ausgang der Bergung wird dadurch gezielt erhöht. Bei beiden Handlungssträngen ist die Reflektion der eigentliche Inhalt. Gut zu lesen mit psychologischem Touch! Peschka, geb. 1967 in Eferding, erhielt 2014 zahlreiche Auszeichnungen für ihren Debütroman „Watschenmann” und für diesen Roman das Elias-Canetti-Stipendium 2015 und 2016.

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