Marielis Seyler: Momentum Frau

Eva Riebler

Marielis Seyler:
Momentum Frau

Fotogr. Werke 1987-2021
HG C. Aigner München, Hirmer 2022,
144 Seiten
ISBN 978-3-7774-4024-8

Frau im Universum. Als Herausgeber dieses wertvollen deutschen-englischen Bildbandes firmiert Carl Aigner. Er stellte ein Vorwort von Georg Baselitz zur Künstlerin voran, ließ den Autor Julian Schutting zu ihren Bildern eine Antwort geben und den Kurator Günther Oberhollenzer zu ihren Kohlblatt-Bildern, die 2020 in Wien ausgestellt waren, sprechen (Oberhollenzer kuratierte auch 2022 ihre Ausstellung im Museum Daubiana bei Bratislava). In einem eigenen Interview kam Carl Aigner zu den wesentlichen Punkten, die die Fotokünstlerin bewegen.
Sie ist spontan und ehrlich im Moment verhaftet, sie liebt Serien und weniger die Einzelaufnahmen. Ihre Fotos haben etwas von einer zarten Brise, von einem intensiven Hauch an Erotik und zeigen einerseits die Liebe zum Detail in den Serien „Frucht“, „Zerrissen“ und andererseits die Einfügung der weiblichen Figur in die Weite der Landschaft, wie in der Serie STILLNESS, in der sich das weibliche Modell in einen weißen Schleier ein- oder auswickelt und sich auch als horizontales Landschaftsmoment gestalten lässt...
In den 60er-Jahren war Marielis Seyler nicht nur in Japan, sie lernte auch die Landessprache und erkundete die japanische Kultur. Aus dieser Zeit stammt das Tatamis- Oeuvre. Sie kehrte 1987 nach japan zurück und arbeitete gegen die einseitige Gender geprägte Kultur in Japan. Es geht ihr um das Zeigen der Stärke der japanischen Frau. Ihr typischer Arbeitsansatz ist das Momentum und dieses im Bild auf- und einzufangen. So wie sie Frauen wahrnimmt und so wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen werden ist für sie essentiell. Das Frauenbild sollte nicht von männlicher Imagination überfrachtet sein. Das Selbstbewusstsein der Frauen sollte unabhängig gezeigt werden. Sie sieht sich nicht als Feministin, sondern hat das Ziel ein Bewusstsein zu schaffen, wie oft wir unbewusst destruktiv sind.
Ein tolles opulentes Werk, das Grenzen aufzeigt und kritisch hinterfragt.

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