Martina Sens: PoeSENSkalender

Eva Riebler

Martina Sens
PoeSENSkalender

Arovell Verlag,
Wien-Gosau, 2019, 166 S.
ISBN 978-3-903189-31-7

Ein Tag – ein Gedicht. Martina Sens vereinigt 150 Tage mit jeweils einem Gedicht, das oft anlässlich des Datums Bedeutung erhält oder erleidet. Die Politik zieht sich durch und daher sind die Inhalte oft mahnend oder anklagend. Es ist ihr 10. Werk und die Texte erscheinen in ihr Lieblingsgestalt: in Lyrik.

Zwei ihrer Bände beinhalten nur Erzählungen, „ Hausmnannskost“ und „SENSor“, ohne dass sie mit Gedichten gemischt sind. Daran erkennt man die Bedeutung der kurzen Lyrik für sie, denn mit diesen kommt sie sehr schnell zu einer konkreten, treffenden Aussage. Knapp und eher lakonisch schließend als pointiert bringt sie in ganz wenigen Zeilen ein konzentriertes Ergebnis.

Es ist ihr eigen, stets den Finger auf eine Wunde der Öffentlichkeit oder Zeit zu legen und so Missstände bewusst zu machen.

Besonders gefallen mir die Zeilen zum 26.06. #  k. u. k. oder: das neue kackanien: Kriegsspiele/an grenzen/pumas/in spielfeld/männlein/säen botschaften/der menschenverachtung // was wird/die ernte sein.

Und noch prägnanter: 29.06. # stiftungsgründung: wer der menschheit/den größten nutzen geleistet/wird belohnt/sprengstoff sorgt für sprengstoff/reichtum für verteilung.

Ein wenig Sarkasmus darf schon sein und auch ein wenig Traurigkeit oder einfach eine Feststellung, dass sie Jan Kuciak (tot/weil unbequem/gestorben/im kampf/gegen korruption/politik und verbrechen/hand in hand/hand anlegend/gegen die/ vierte gewalt - oder Bert Brecht (… große stimme/großer geist.) sehr schätzt und würdigt. Mit einfachen Aussagen würdigt Martina Sens die mutigen Taten wichtiger Personen.

Als Hoffnung sieht sie die aktive Jugend: 24.03. # march for our lives. Das gesetz lässt sie/nicht trinken und wählen/aber schießen und morden/die jugend lässt sich/nicht mehr verkaufen und/von purer gier bedrohen/die jugend schreit auf/die welt horcht auf/der jugend zukunft/ist unser aller.

Eine Poesie ohne Dünkel, Romantik oder Getue.

Ein wichtiger Beitrag zu politischer Vergangenheit und zum heutigen Diskurs!

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