Renate Lehrberger

Eva Riebler

Renate Lehrberger: Ausgewählte Lyrik

Podium Porträt 117, HG Erika Kronabitter, Wien 2021, 64 Seiten

ISBN 978-3-902886-66-8

Die Musen sind´s, die Musen! Lehrberger hat in ihrem Gedichtzyklus viele interessante Ansätze, wie z.B.: „Schickt alle Engel fort … lasst nur die Musen hier, die sind aus Fleisch und Blut!“

Sie gibt nicht immer Ratschläge, sondern spricht von sich und der Grobkörnigkeit der Welt. Sie muss schreiben, NUR mehr zu schreiben ist ihre große Sehnsucht. Schreiben ist für sie das Natürlichste, so wie das Mondlicht durch die Zweige fällt, ob es nun will oder nicht.

Ist sie positiv gestimmt, schreibt sie nach ihrem ersten Gedichtband „Schwarze Gedichte -  Blaue Gedichte“, Verlag Grasl 1986; in „Verschränkungen“, Literaturedition NÖ 1993: „Laßt euch nichts vormachen: / Eine einzige Schwalbe / macht schon den Sommer.“

In diesem dritten Lyrikband zeigt Lehrberger auch einen düsteren Blick in ihren Natur-Miniaturen und in Bezug auf das Alter und den Tod. Wir sind zwar Zoogeschöpfe hinter Gitterstäben, stets in den Wiederholungszwang verstrickt, jedoch sind wir Löschblatt, vollgefüllt mit schwarzen Tönen und schwarzer Tinte – meint sie. Wir spielen in keinen Szenen mehr mit, lange schon nicht mehr – ist ihre Aussage. Jedoch hält sie viel vom Traum und vom Träumen.  S. 27 … „Doch die Träume, / die Träume? / hol sie dir zurück! /  Kein toter Traum / wird jemals verwirklicht! / wach auf und träume!“. Mit diesem paradoxen Aufruf endet sie keineswegs ihren Gedichtzyklus, sondern sie spricht vom Fühlen der Begrenztheit und doch dem Aufrichten durch das Betrachten des Naturkreislaufes, des steten Schmelzen des Schnees und des wieder Aufblühen des Flieders im Garten. Sie wechselt von Moll auf Dur und lässt als Abschluss ein in Rot getauchtes Bild gemeinsam mit dem Liebsten entstehen.

Ein wirklich äußerst spannender, abwechslungsreicher Band, der in die Tiefe geht und den Leser/die Leserin bereichert zurück lässt.

 

 

 

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