Friedrich Zwickl: Wochen, die mein Leben prägten

Gerald Jatzek

Friedrich Zwickl:
Wochen, die mein Leben prägten – ein Tatsachenbericht,

Kral Verlag, Berndorf
2023, 96 Seiten
ISBN: 978-3-99103-135-2

Krieg ist wieder Realität. Videos in den Nachrichten und im Internet bringen den Krieg in der Ukraine in die Wohnzimmer. Doch selbst gestochen scharfe Bilder vermitteln nicht den Verlust von Gewissheiten des Lebens wie Nahrung und Arbeit, Geborgenheit und Vertrauen, Wohnstätte und Heimat.
Friedrich Zwickl beschreibt in seinen Erinnerungen, wie der Krieg in die Kindheit eindringt, zunächst in der Form von zackigem Grüßen und militarisierten Turnübungen, dann als bange Stunden in Bunkern. Und 1944, Zwickl ist gerade elf, beschließt das nationalsozialistische Regime, die Kindheit überhaupt abzuschaffen: „Mit einigen Schulkollegen wurde ich später noch zur Panzerfaustübung eingeteilt.“ (S. 27)
Eine ganze Generation wurde so um Kindheit und Jugend gebracht. Zwickl fasst den Vorgang prägnant zusammen: „Dennoch versuchte ich, den Starken zu spielen und meiner Mutter Mut zu machen, es war ja sonst niemand da, der sie hätte trösten können.“ (S. 29)
Dann ist der längst verlorene Krieg schon vor der Haustüre, und erste Granaten schlagen im Dorf ein. Aber die Verbrecher in Berlin schicken noch Tausende in den Tod. Die Gestalt im Wald, die den jungen Zwickl erschreckt, ist ein alter Mann, der sich vor den Fanatikern versteckt, die ihn für den „Volkssturm“ verpflichten wollen. Wer kann, flüchtet zu Verwandten, und sobald sich dort die Front nähert, weiter. Niemand weiß, ob die Abschiede für einige Tage oder für immer sind: Zwischen 26. März und der Kapitulation am 8. Mai 1945 starben laut dem Totenbuch Puchbergs 204 Menschen, darunter 34 russische Soldaten.
Bald kennen die Kinder die Reichweite von Granatwerfern und den Klang verschiedener Geschosse.
Und schließlich rettet den 16-jährigen Bruder nur ein glücklicher Zufall, als ihn russische Soldaten für ein SSMitglied halten. Dank der lebensnahen Schilderungen in Alltagssprache kann ich den Band auch als Klassenlektüre für 13-Jährige empfehlen.

Mehr Kritiken aus der Kategorie: