Harald Haarmann: Die seltsamsten Sprachen der Welt.

Hahnrei Wolf Käfer

Harald Haarmann:
Die seltsamsten Sprachen der Welt.

Von Klicklauten und hundert Arten ich zu sagen,
Verlag C.H. Beck
204 Seiten
ISBN 978 3406 76726 5

Das Exotische sticht ins Auge. Eines der wichtigsten Bücher, die mir in letzter Zeit untergekommen sind, ein Mahnmal für alle, die unsere Wirklichkeitssicht noch immer nicht für ein Konstrukt zu halten bereit sind und fest daran glauben, dass etwas ‘auch wirklich so ist’. Hier findet man den unwiderlegbaren Hinweis, wie unterschiedlich die Welt wahrgenommen wird, und wie sich das in der jeweiligen Sprache als Suggestion einer Wirklichkeit manifestiert. KM Gauß hat darauf hingewiesen, wie mit einer aussterbenden Sprache auch die in ihr enthaltene (ausdrückbare) Welt stirbt. Hier offenbaren sich in den Sprachen die seltsamsten gelebten Welten, da und dort werden dabei auch die Schleier vor unseren Selbstverständlichkeiten weggezogen.
Allein die den Untertitel bestimmenden hundert Arten ich zu sagen, zeigen uns europäischen Individualisten,wie bei den Khmer dieses Ich nie abgegrenzt, sondern immer in Relation zu definiert andern gedacht werden muss.
Eine Welt, in der es unser isoliertes und isolierendes Ich gar nicht gibt.
Das Exotische sticht ins Auge und die Frage, wie das Geschlechterverhältnis erlebt und gelebt wird, wo es je eine eigene Frauen- und Männersprache gibt, wie etwa auch im Japanischen, wird zum Denken anregen. Aber auch die Frage, warum Angehörige unterschiedlicher Sprachen etwa den Hahnenschrei so unterschiedlich hören und sprachlich umsetzen, kann in weite Welten-Vorstellungen führen.
Und vielleicht, was von Vorteil wäe, auch die Aufmerksamkeit dafür schärfen, dass wir schon in dem Bundesland, in das wir uns begeben, eigentlich in eine andere Welt eintauchen.

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