Michael Horvath: Wiener Hundstage

Hahnrei Wolf Käfer

Michael Horvath:
Wiener Hundstage

Kriminalroman
Stadt, emons
288 Seiten
ISBN 978-3-7408-0913-3

Ich bin kein Krimileser und dieses Who done it wirkt auf mich wie ein Schlafmittel. Aber wenn ich ein gut geschriebenes Buch in die Hände bekomme, bin ich hellwach. Die Sprache sagt einem so viel, wenn man sich vom Stoff nicht allzusehr ablenken lässt.
Selbstverständlich sind in Horvaths„Wiener Hundstage” alle Zutaten vorhanden, die einem Krimileser gewiss Freude machen. Fährten, Verwirrspiel, überraschende Wendungen, hundert beachtenswerte Typen, selbstverständlich die Liebesgeschichte, Schlauheit und mangelnder Durchblick, eine mächtige Organisation des Bösen, Bedrohlichkeit usw. und dazu der allem gewachsene Ermittler. Krimi eben. Aber die Verpackung, die sprachliche Verpackung!
Bei Horvath ermittelt kein kauziger Kommissar, sondern ein Journalist und Ich-Erzähler, was den kurzschnauzigen und vortrefflich charakterisierenden Dialogen einen eigenen Reiz verleiht. Dazu sind die Wiener Hundstage eine Semidokumentation mit allen Freiheiten der Fiktion. Die Kirchenmänner Groer und Kren tragen hier zwar andere Namen, aber von Mock bis Waldheim, von den Sängerknaben bis zu Berlusconi, von Wojtyla bis Opus Dei findet das Umfeld mit Klarnamen Erwähnung.
Etwas verwirrend ist auf den ersten Blick, dass das Protagonisten-Ich, der Journalist, im Glossar von einem zweiten Ich in einigen Dingen korrigiert wird, auf den zweiten Blick hebt just das die Hundstage aus der Masse des Üblichen heraus, die Sicherheit von Erinnerung und Wahrnehmung wird da noch einmal in Frage gestellt.
Nicht nur, aber auch das macht das Buch für den Leser zu etwas, das nach der Auflösung des Falles sicher weiter beschäftigen wird.

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