Wolfram Eilenberger: Zeit der Zauberer

Hahnrei Wolf Käfer

Wolfram Eilenberger:
Zeit der Zauberer
Das große Jahrzehnt der Philosophie

1919 - 1929 Klett-Cotta
2018, 432 Seiten
ISBN 978-3-608-96451-6

Die vier Meisterdenker: Wittgenstein - Benjamin - Cassirer - Heidegger. Wenn man mit den Namen Wittgenstein, Benjamin, Cassirer, Heidegger etwas anzufangen weiß, ist man mit
diesem Taschenbuch bestens versorgt. Eilenberger, lange Jahre Chefredakteur des Philosophie Magazins, hat mit der „Zeit der Zauberer” einen Bericht vorgelegt, in dem die auf das behandelte Jahrzehnt bezogenen Gedanken der vier Meisterdenker übersichtlich dargestellt und auch für Nicht-Fachleute bequem aufbereitet sind.
Das Anliegen mag gewesen sein, die Welt der Zauberer und also der Philosophen zu entmystifizieren, und das ist durchaus gelungen.
Aus dem Blickpukt der biographischen Notlagen psychischer, ökonomischer, charakterlicher, aber auch karrieregeiler Natur ergibt sich oft und oft die Anregung, die Werke mehrschichtig als bisher zu verstehen.
Der Philosophie schadet es nicht, wenn sie menschelt, leichter löst man sich da aus der Lähmung des „So ist es”und findet zum „So kann man es auch sehen”. Dass die Verflechtung der vier Philosophenschicksale auf einen Selbstmord (Benjamin), zwei Emigrationen (Cassirer, Wittgenstein) und einen dem Nationalsozialismus die Basis bereitenden Starphilosophen (Heidegger) hinausläuft, wird erst auf der letzten Seite klargestellt.
Etwas vernachlässigt ist freilich, ob und wie die Philosophen auf bestimmte Ereignisse dieses unruhigen Jahrzehnts reagiert haben.
Also kein Ersatz für historische Schau, kein Ersatz für Einzelbiographien, schon gar kein Ersatz für die Originalwerke, jedoch eine höchst interessante und anregende Auffächerung der Beziehungen und Nicht-Beziehungen der vier genannten Philosophen.

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