Judith Gruber-Rizy: Die schreckliche Stadt K. Roman

Klaus Ebner

Judith Gruber-Rizy: Die schreckliche Stadt K.
Roman, 200 Seiten
Edition Art Science, St. Wolfgang 2020
ISBN 978-3-903335080

 

 

Auszeit: Die Protagonistin Rosa arbeitet als Journalistin und hat auch sonst ein recht beschauliches Leben, in dem ihr Lebensgefährte Gerhard und ihr Vater Max eine große Rolle spielen. Doch in Wirklichkeit ist das alles bloß Fassade, denn Rosa fühlt sich weder glücklich noch ausgefüllt. Also bricht sie aus. Sie fährt in die Stadt K., die sie von einem früheren Urlaub mit Gerhard kennt. Für sie ist klar, dass sie alleine fährt; dennoch nimmt sie es ihrem Partner übel, dass er ihren Wunsch widerspruchslos akzeptiert. Sie folgert, sie hätten einander gar nichts zu sagen.

Die Stadt K., die Rosa wegen eines dort erlebten »Chaos« als eine schreckliche bezeichnet, befindet sich in Griechenland. Der Name der Stadt scheint mir eine vielschichtige Anspielung an Kafka zu sein. Jedenfalls hält K. viele Erinnerungen für Rosa bereit, von denen einzelne mit der Aktualität nicht mehr übereinstimmen.

Rosa belegt ein Zimmer im Erdgeschoß, weil sie frühmorgens über den Balkon in den Garten springt und mit einer Decke zum Strand geht, um sich dort auf einem Liegestuhl den Sonnenaufgang anzuschauen. Dort trifft sie dann auf einen Mann, der ebenfalls im Hotel zu Gast ist und sich nach einer langsamen Annäherung als ein in Deutschland lebender Chilene entpuppt: Luís. Eine Affäre beginnt, mit der Rosa wohl versucht, ihre Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben aufzulösen. Dass auch Luís verheiratet ist und zwei Kinder hat, macht die Sache jedoch nicht einfach.

Judith Gruber-Rizy beschreibt in ihrem Roman eine Frau auf der Suche nach sich selbst. Dass diese freilich ihre eigenen Gedanken kaum offenlegt und insbesondere von ihrem Lebenspartner erwartet, dass er errät, was in ihr vorgeht, ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Ob dies gelingt? Man lese selbst!

 

Mehr Kritiken aus der Kategorie: