Klaus Kufeld: Das Singen der Schwäne. Rez.: Cornelia Stahl
Cornelia Stahl
Eine Hommage an das Leben.
Klaus Kufeld:
Das Singen der Schwäne.
Über den Tod und das Glück.
Wien: Edition Splitter.
2015, 80 S.
ISNB: 978-3-901190-21-6
Was hat das Singen der Schwäne gemeinsam mit dem Tod? Diese Frage stellt sich vielleicht beim ersten Lesen. Im Schwanengesang ist vom letzten Gesang die Rede, den Schwäne vor ihrem eigentlichen Tod zelebrieren. Er steht stellvertretend für einen magischen oder auch Zwischenzustand, der ein Ende erahnen lässt. Ein letztes Aufbegehren drückt sich in ihm aus und ist zugleich ein Abschiednehmen von der Welt. Ähnlich im Bardo- Dialog des Tibetischen Buddhismus, der einen Zwischenzustand festhält, einen Zustand zwischen Leben und Tod. Klaus Kufeld hat Undenkbares möglichgemacht: Am Sterbebett seiner Mutter entwickelt er einen fiktiven Dialog mit der Verstorbenen, der versucht, die Grenzen des Schwebens zwischen dem noch-am-Leben-sein und dem Hinübergleiten in den Tod aufzuheben. Ein Schwebezustand sozusagen. Kufeld entlehnt Gedankengänge des Naturphilosophen Friedrich Wilhelm J. Schelling aus dem 18.Jahrhundert. Schelling erregte damals Aufsehen durch sein Werk „Von der Weltseele“, das vor allem Goethe begeisterte. Im Versuch einer Antwort auf das Verhältnis von Natur und Geist fragt Schelling nach dem Ich, das der denkende Mensch in sich wahrnimmt. Knüpfen wir an dieser Stelle an Kufelds Überlegungen aus dem Tibetanischen Totenbuch an: „Das Final ist noch im Flusse... und es gehört zu ihrer Entscheidung des Sterbens: dass zuvor noch unsere Gedankengänge wie Parallelen … sich treffen. … aber es gibt hier einen letzten Raum … wo … Tod und Glück anfangen (S.24).
Klaus Kufeld, Autor, Essayist, Kulturmanager, seit 1997 Gründungsdirektor des Ernst-Bloch-Zentrums Ludwigshafen/ Deutschland, verfasste Bücher über das Reisen. „Das Singen der Schwäne“ ist eine Hommage an das Leben.
Anspruchsvollen Lesern unbedingt empfohlen!