9.10.2021 Premiere im deutschsprachigen Raum DAS FRÜHLINGSOPFER/COMMON GROUNDS

Eva Riebler

Festspielhaus St. Pölten
9.10.2021 Premiere im deutschsprachigen Raum
DAS FRÜHLINGSOPFER/COMMON GROUNDS

Pina Bausch, Germaine Acogny/Malou Airaudo
Eine Produktion von Pina Bausch Foundation, École des Sables, Sadler`s Wells

 

Der Sohn der 2009 verstorbenen Ikone Pina Bausch lud 137 TänzerInnen ein, aus denen dann 38 schwarzafrikanische TänzerInnen als finales Ensemble zusammengestellt wurden, das Le Sacre du Printemps von Igor Strawinski nach der Choreografie seiner Mutter zu tanzen. 1975 bereits hatte diese dieses Werk choreografiert und nun sollte es das erste Mal nur von Schwarzen getanzt werden. Salomon Baush besuchte Germaine Acogny in ihrer afrikanischen Tanzschule École des Sables in der Nähe von Dakar, die sie gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut hatte, nachdem die zeitgenössische Tanzschule Mudra Afrique, die sie 5 Jahre leitete, ihre Tore schließen hatte müssen.

Die Leidenschaft und die afrikanische Seele haucht diesem Stück eine besondere Kraft ein. Die Musik Strawinskis wirkt viel dynamischer, ja richtig bedrohend und  stark durch den Ausdruck der 29 schwarzafrikanischen TänzerInnen, die aus 14 Nationen ihre rhythmische Ausdruckskraft mitgebracht hatten. Ein Ensemble, das es so noch nie gab und das jetzt von der Premiere in Madrid am 23. Sept. 2021 über Dänemark zu uns nach St. Pölten und übermorgen auf ihre Tournee Richtung Japan und China begeben. Ein großartiges Ereignis, ein Eintauchen in die afrikanische Seele und Bewegung, das Germaine Acogny einstudiert hatte.

Sie selbst dachte vor nun 40 Jahren, sie sei mit 35 Jahren schon zu alt, das Opfer, die Hauptrolle des Sacre du Printemps zu tanzen – und nun tanzte sie als Mutter des zeitgenössischen afrikanischen Tanzes mit 75 ein Duo mit Malou Airaudo, geboren 1948 in Marsseille, die 1973 von Pina Bausch ans Tanztheater Wuppertal geholt worden war. Ein einfühlsames Duo wurde geboten, die afrikanische Seele vermischt mit Mütterlichkeit und Bodenständigkeit. Sogar die Weisheit und Ruhe der beiden Tanzgrößen wurde spürbar. Ein Werk, das stille Größe und gediegene Performance auf die Bühne bringt! Eine Erfahrung des Ausdrucks innerer Reaktionen und ein Vermitteln des Instinktes im Zusammenklang mit der Musik! Großartig!

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