BürgerInnentheater St.P. 26.4.22

Eva Riebler

 

Bürgertheater „1922-2022 Frauenleben in Niederösterreich“

Regie Nehle Dick

Zu Gast im Kesselhaus der Glanzstoff Fabrik

Premiere 22.4.2022

Ca. 50 vorwiegend weibliche Bürgerinnen überprüfen das Verhältnis Mann-Frau in den letzten 100 Jahren. Dass da die Ungerechtigkeit zutage tritt, ist klar. Der Unzufriedenheit wird in Wort, Gestik und Musik lautstark Luft gemacht. Zündende Texte und persönliche Betroffenheit wird anlässlich 100 Jahre Unabhängigkeit Niederösterreich auf die Bühne gebracht.

Nehle Dick gelingt es seit Jahren eine spannende Dramaturgie aufzubauen und den BürgerInnen dies umzusetzen. Dieses Mal ist die Ironie und der Kampfgeist im Vordergrund. Nichts ist mit „leichtverdaulicher Freundlichkeit“! Eruiert wird, wie es den weiblichen Arbeiterinnen, den Bürgerinnen oder dem Mittelstand erging, wann gab es das Frauenwahlrecht, warum entstand vor 130 Jahren zum ersten Mal eine Klasse mit weiblichen Schülerinnen, was ist 1975 mit dem Recht auf den eigenen Körper gemeint, was bewerkstelligte Marianne Hainisch, Margarete Schütte-Lihotzky oder Margarete Schörl usw.?

Humorvolle Kritik und kritisches Denken reichen u. a. bis zur Verkörperung von Mikel Leitner, die 2017  als erste weibliche Landeshauptfrau gewählt worden war.

Jedenfalls ein einfallsreicher bunter Reigen von persönlichen Erinnerungen an die eigene Großmutter und deren Leben wie an Persönlichkeiten, vor allem Frauenrechtlerinnen.

Als Quellen dienten einerseits Poetische Texte von Marianne Hainisch, Originalzitate aus der Frauenbewegung der 70er Jahre, z. B. von Johanna Dohnal und Valie Export oder Pamphlete der „Aktion unabhängiger Frauen“ sowie natürlich Gedanken der Mitspieler und –spielerinnen.

Eine berührende, interessante und bewegende Aufführung! Große Gratulation an Nehle Dick und die BürgerInnen, die ernste Themen vielfältig und wirksam bearbeitet haben und so spielerisch darbieten!

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