Der Prozess

Eva Riebler

LANDESTHEATER NÖ

Werkstattbühne

20.1.24

KAFKA: DER PROZESS 

Inszenierung und Sounddesign Jonathan Heidorn

Dramaturgie Thorben Meißner

Sich an den Roman „Der Prozess“ heranzuwagen, zeugt von großem Selbstvertrauen, da doch der Bekanntheitsgrad enorm ist. Kafkas Weltbild ist ebenso ziemlich ausgereizt interpretiert worden.

Das Labyrinth, die Ausweglosigkeit, die Verfilztheit des Beamtentums in Prag und anderswo sowie die eigene Hilflosigkeit und Vergeblichkeit irgendwo Unterstützung zu finden – all dies brachte Kafka in seinen Texten unter und all dies finden wir in der Theateraufführung wieder! 

Die Produktion wurde allen Anforderungen gerecht und die vier Schauspieler/innen zeigten ihr Profil und füllten/fühlten mit Körper und Gestik alle Nuancen! Julian Tzschentke, Caroline Baas, Michael Scherff und Lukas Walcher wurden in vielen Rollen mit unterschiedlichsten Charakteren konfrontiert/verbunden und brachten Skurillheit und Absurdität sinnlich erfahrbar auf die Bühne. Die wunderbare Regie von Thorben Meißner und Jonathan Heidorn war nicht nur einfallsreich sondern auch bescheiden z. B. in der Farbwahl von Violett (steigernd vom kleinen Schal bis zur großen Robe des Gerichts) und wohltuend sparsam in der Wahl von Requisiten. Dadurch wirkte der Text umso wuchtiger/mächtiger!

Es war überwältigend, wie präzise die Texte und Inhalte gebracht wurden und wie die vielen Nuancierungen belebt wurden! Obwohl nur 6-7 Wochen geprobt worden war, hatten die Schauspieler, die Regie sowie Dramaturgie Kafka verwirklicht, wie es nicht zu erträumen war.

Die Aufführung  ging unter die Haut und rief Gänsehaut hervor! So prall war nie Groteskheit mit Wahrheit gefühlt und gefüllt.

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