Festspielhaus St. Pölten Saisoneröffnung 7.10.22 SIDI LARBI CHERKAOUI : EASTMAN

Eva Riebler

 

SIDI LARBI CHERKAOUI : EASTMAN

Vlaemisch chez moi

Live Musik

Österreichpremiere (Premiere Brüssel Juni 22)

Festspielhaus-Koproduktion

 

Wertvolle REFLEXION und MEDITATION auf dem alten Dachboden.

Drei Flämische Künstler - der bildende Künstler Hans Op de Beeck, der Musiker Floris De Rycker und der Modedesigner Jan-Jan Van Essche – gemeinsam mit Sidi Larbi Cherkaoui auf der Suche nach Traditionen und Wurzeln. Was ist meine Identität? Wie definiere ich sie, vor allem wenn Kunst keine Grenzen kennt. Außerdem entsteht Kunst dort, wo verschiedene Einflüsse aufeinander treffen. – Die beschäftigt Sidi Larbi Cherkaoui immer schon – und diesmal hat er es umgesetzt: Die Eigenart des Flämischen gefunden und sich auch mit dem Konfliktpotential einer Truppe aus der Ukraine, dem Kongo, Kanada, Deutsch- und Russland, Japan, Israel oder Amerika auseinander gesetzt. Auch der Gegensatz zwischen dem präsenten Mann und der bevormundeten Frau durch die Jahrhunderte wird spürbar. Betrachtet wird von außen und von innen, als Sightseeing Tour und als Einzelner, Einzelne. Auch die Erinnerungen sind vielfältig und das Fließen von einem Zustand in den anderen, von einer Zeit in die nächste oder vorige ist Spannung pur.

So stellt Sidi Larbi Cherkaoui uns vor neue Fragen, obwohl er die alten Wurzeln entblößt und entwirrt hat. Er will die Vergangenheit nicht vergessen, sondern zurücktreten und betrachten.

Die Vergangenheit ist in der polyphonen Musik der Renaissance von Floris De Rycker mit seiner Oud, der arabischen Laute, intensiv präsent, wie auch in den Malutensilien und Bilderrahmen-Choreographie.

Alles in allem ein sehr lebensnahes philosophisches Werk, das die Zukunft entspannter erlebbar macht, da sich mittels seiner Choreografie und Regie der stete Wandel als Teil des Lebens entpuppt hat.

Ein großartiges Ereignis für das Publikum, das anschließend ungezwungen mit den Ehrengästen und der neuen Intendantin Bettina Masuch ausgelassen dinieren und feiern konnte.

 

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