Johann Johannsson mit Tonkünstler

Eva Riebler

Festspielhaus St. Pölten 18.2.23

JÓHANN JÓHANNSSON mit Tonkünstler

Last and First Men

 

Dass Jóhannsson mit seinem letzten opulenten Werk sein eigenes Requiem schieb, macht besonders betroffen. Kommend aus Reykjavik war er Rockmusiker, dann Komponist von Theatermusik und  Kurzfilmen. Da er später elektronische Klänge sowie die Sciencefiction-Literatur von Olaf Stapledon liebte, verband er beides mit der Monumentalkunst aus dem Bildband Spomenik (mit 65 Fotografien brachialer Denkmäler am Balkan) und schuf einen neuen Soundtrack. Bereits für die Biografie Stephen Kings Die Entdeckung der Unendlichkeit hatte er die Filmmusik konzipiert und nun bewies er sich auch als Regisseur.

Die monumentalen Kriegerdenkmäler von Titus in Exjugoslavien geschaffen, bilden mit ihren undefinierten historischen und religiösen Einflüssen a` la Sumerer oder Mayaner eine außergewöhnliche Bildfläche für den Zuseher. Die von Jjóhannsson ausgewählte Stimme der Filmschauspielerin Tilda Swinton aus der Zukunft, die sehr schwer die letzten Menschen noch erreichen kann, gibt eine zeitlose Schiene vor. Das Oeuvre bewegt sich mit den Bildern und dem betörenden, schwebenden Sound in eine Welt, in dem nur Architektur vom letzten Menschen zeugen.

Es ist kein Weltuntergangszenario, sondern pure Erhabenheit, die aus dem Tonkünstler Ensemble erklingt und an der das Publikum staunend und z.T. dankbar und berührt teil nimmt.

Ein großartiges Werk aus Menschenhand geschaffen, das einen in Sphären trägt, in denen kein Mensch mehr wichtig erscheint.

 

Mehr Kritiken aus der Kategorie: