Landestheater St.P. Saisoneröffnung 2020
Landestheater St.P. Saisoneröffnung 2020
Molères SCHULE DER FRAUEN 18.9.2020
Übersetzt von Hans Weigel in der Fassung von Ruth brauer-Kvam (Inszenierung).
Arnolphe – Tilman Rose, Agnés – Laura Laufenberg, Horace – Philip Leonhard Kelz, Alain, Enrique, altes Weib und Notar – Tim Breyvogel, Georgette, Oronte, Notar – Tobias Artner,Uranie – Emilia Rupperti, Climène – michael Scherff, Musikerin – Ingrid Oberkanins.
Vertrauen statt Ketten für die Liebe/Liebenden
Das Theater als Stätte der Obsession, Frauenpower in einem Molière-Stück (einmal im barocken Ballkleidchen und einmal im Frack mit Gehstock & Zylinder) – das hat das Publikum nicht erwartet!
Eine furiose Aufführung in rasantem Tempo mit spritzigen Dialogen! Das Konzept der Übertreibung wirkt sich nicht überdehnt zum Klamauk aus, sondern ist erfrischen und mitreißend! Die Hauptcharaktere üben sich in der Kunst der Verstellung, z. B. der konservative Macho Arnolphe im blauen Peelz – außer sie sind so naive wie die Ziehtochter Agnès, die sich vor lauter Ehrlichkeit und Einfalt im positiven Sinne gar nicht verstellen kann. „Was soll an der Liebe schlecht sein, wenn sie doch so gut tut?!“,meint sie und hat somit das Recht auf ein Happy End verbucht!
Es ist ein Emanzipationsstück und die Polarisierung ist natürlich stark gezeichnet, jedoch auch der selbstsüchtige Macho wird mit seinem falschen Dominanzdenken nicht verteufelt, sondern sorgt für Überraschung und belebt das Stück kontrapunktisch. Der, der sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben will, wird der gefeierte Verlierer. Wieso gefeiert?: Sind wir nicht auch oft einer Geschlechterstereotype aufgesessen oder haben sie inhaliert und vergessen sie aufzulösen oder am Eingang ab zu geben?
So gesehen, könnten wir dieses Molière-Stück als Besserungsstück einreihen. Nicht für die Hauptfigur (die lernt wenig dazu), aber hoffentlich für uns als Zuseher und Genießer dieser Inszenierung!
Nach und anscheinend während Corona ist so eine niveauvolle Theateraufführung wirklich Nahrung für die ausgehungerte Seele, den Geist und die Augen.
Der Zuschauer will wirklich alles, aber alles – inklusive jedes Paukenschlages von Ingrid Oberkanins mitbekommen und hat viel und in rasantem Tempo zu Bewundern und zu erleben.
Auf einer Skala von 1-10 bekommt die Inszenierung, Dramaturgie, Schauspielkunst mit Bühne & Kostümen die Ziffer 100!
Eine kunstvolle, humorvolle Darbietung!
Eva Riebler, Litges