Batsheva Ensemble: Deca Dance. Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler Übleis

Zum Saisonfinale: Variationen der neuen Bewegungssprache

5.6.14, 19.30 Uhr Festspielhaus St.P., Großes Haus
Batsheva Ensemble: Deca Dance
Österreichpremiere

Am Dienstag den 3.5.14 kam das Werk „Kamuyot“ und nun „Deca Dance“, getanzt vom Batsheva Ensemble und nicht von der Batsheva Dance Company ins Festspielhaus St.P. bevor die Reise weiter nach Rumänien geht.

Der Choreograf und Künstlerische Leiter Ohad Naharin will für seine Jugend-Dance-Ensemble keine GastchoreografInnen, sondern den Stil des Ensembles bewahren. Diese Vision gelingt ihm seit Jahrzehnten. In St.P. gastierte er vor rund 12 Jahren und performte die Truppe. Sie wurde 1965  von der Baroness Batsheva de Rothschild gegründet und von Martha Graham als künstlerische Beraterin geprägt. Das heimatliche Domizil der Company ist seit 1989  das Suzanne Dellal centre in tel aviv und so sind auch die meisten TänzerInnen jüdischer Herkunft. Seit 1990 ist nun Ohad Naharin mit seinem markanten Tanzstil und seiner revolutionären Bewegungssprache Gaga am Zug.

Gaga?

Das ist der Tanzstil, den Ohad Naharin mit seiner Batsheva Dance Company  entwickelt und geprägt hat und der sich als eigener, neuer Stil etabliert hat. Gaga hat nichts mit Da Da zu tun, sondern druckt die Begeisterung für und Bereitschaft zur Bewegung aus, will neue Möglichkeiten des Tanzens entdecken und alte Gewohnheiten aufbrechen.

All das ist Gaga!

Auch alte Gewohnheiten des Bekleidungsstils werden aufgebrochen. So tanzt die 16-köpfige Truppe in mittelalterlicher Kleidung, gender-neutral in Leiberln, an denen die Handschuhe angenäht sind oder ebenfalls für weibliche Tänzerinnen eine Kleidung  im jüdischen Stile, mit schwarzem Anzug und Zylinder.

Auch die handlungsorientierte Choreografie hat ausgespielt: Kurze Szenen, deren Inhalt alles Mögliche sein kann: vom „Ignore Beethoven“ zum gemeinsamen Kübel schleppen, von der Liebesaffäre zur Dreiecksbeziehung oder Trennungsszene. Alles bekommt Bedeutung: das Laufen, Gehen, Stehen, Schauen.

Die Vielfalt der Minimalistik und Gestik, Mimik erfordert hohe Konzentration und schauspielerische Fähigkeiten der jungen TänzerInnen.

Die 13 „Damen“ – so war angeblich das Auswahlkriterium, die für eine Choreografie von den TänzerInnen aus dem Publikum gekürt wurden, fühlten sich sehr wohl auf der Bühne – ganz nach dem Motto: Jeder kann tanzen - und gaben ihr Bestes während das Batsheva Ensemble seine Choreografie weiter verfolgte.

Der Tanz hat in Israel einen hohen Stellenwert und garantiert auch im Festspielhaus St.P., wenn so hochkarätige Ensemble-Truppen eingeladen werden!

Uns wurde Hervorragendes geboten: keine Repertoire-Ensemble, sondern Tanz als Darstellende Kunst!

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