Der Verschwender: Ferdinand Raimund. Rez.: Johannes Schmid
Johannes Schmid
AUFTAKT ZUR NEUEN SAISON
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DER VERSCHWENDER
Original-Zaubermärchen in drei Aufzügen von Ferdinand Raimund
Eine Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich mit der Bühne Baden
Premiere: 01.10.2011
Landestheater NÖ, Großes Haus
Inszenierung: Jérôme Savary
Bühne: Jérôme Savary, Hannah König
Kostüme: Daniela Juckel
Dramaturgie: Barbara Nowotny
Regieassistenz: Gregor Fürnweger, Cornelia Ertl
Musik: Atlanta-Band unter der Leitung von Wolfgang Göllner
Musikeinspielungen: Chor und Orchester der Bühne Baden
Dauer: 2 Stunden 30 Minuten inklusive Pause, Pause nach 1 Stunde 25 Minuten
Jerome Savary hat das sattsam bekannte Drama Raimunds behutsam unserer Zeit angepasst, ohne das Märchenhafte und typisch Wienerische aufzugeben. Der erotische Aspekt mancher Szenen wurde bewusst verstärkt und ihre Komik dadurch erhöht. Neben den berühmten Couplets wurden auch moderne Poplieder gestellt. Die aus diesem Kontrast sich ergebende Spannung wirkte besonders reizvoll. Sowohl der Geschmack des älteren als auch jener des jüngeren Publikums fand also Berücksichtigung. An die Schauspieler wurden höchste Anforderungen gestellt. Sie mussten mit ihrem Spiel einerseits den Intentionen des Autors, andererseits den teils mutigen Neuerungen der Regie gerecht werden. Wolfgang Seidenberg brillierte als Julius von Flottwell, besonders facettenreich war die Darbietung von Katharina von Harsdorf. Als Amalie mimte sie das junge, verliebte Mädchen, als Fee Cheristane – dies ein gelungener Einfall der Regie – eine Art erotischen und erotisierenden Automaten. Azur, der dienstbare Geist Cheristanes, war als Transvestit angelegt, überragend zur Geltung gebracht von Matthias Rheinheimer. Höchstleistungen boten die beiden Ensemblemitglieder Rainer Doppler in der Rolle des Kammerdieners Wolf und Boris Eder als Bediensteter Valentin. Letzterer bewies in überragender Weise sein komisches Talent. Antje Hochholdinger beeindruckte als das Kammermädchen Rosa. Die Übrigen wirkten mit ihrem Spiel nicht weniger überzeugend: Heinz Zuber als Chevalier Dumont, Philipp Brammer als Herr von Pralling, Juwelier und Schiffer, Ottmar Schratt als Herr von Walter, Hendrik Winkler als Architekt Gründling und Baron Flitterstein, Helmut Wiesinger als Baumeister Sockel und Präsident von Klugheim, Klaus Haberl als Diener Johann und Schiffer Max, Christine Jirku als altes Weib, Elisabeth Luger als Hausmädchen Fritzi und Liese.
LitGes, 1. Oktober 2011