Festspielhaus St. Pölten; Die Zauberflöte von W. A. Mozart. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Mozart hat einen Kater
Festspielhaus St. Pölten.
Die Zauberflöte von W. A. Mozart
Komische Oper Berlin/Tonkünstler/Arnold Schönberg Chor
27. 9. 2014, 19.30 Uhr großes Haus
Gleichzeitig in Berlin und in St.Pölten! So stressig kann ein Gastspiel sein, wenn aus Termingründen nicht nur eine zweite Besetzung, sondern auch eine zweite Kostümierung und Bühnenbildadaptierung (Esther Bialas) erforderlich ist. Aber diese komische Oper sprengt sowieso alle Rahmen, die der Präsentation wie die der bisherigen Zauberflöten-Opern! Die Arien waren natürlich originalgetreu intoniert und mit erstklassigen VokalistInnen besetzt.
Zwischengesang und kleine Gesangseinlagen waren vom Inszenierungs-Duo Barrie Kosky und Suzanne Andrade in den Bereich des Stummen, den bereich der schriftlichen Aufzeichnung, verwiesen worden. Und dies war eine wunderbare Entlastung, ein Abspecken der mozartschen Oper! Die Liebe zum Stummfilm der 20er Jahre war ein wunderbar kreativer Akt! Die Unendlich aufwändigen, vorwiegend stumme, Animationen aus dem Reich der Technik = Maschinenzeitalter, dem Traumreich, vor allem der liebenden und Sehnenden, und dem höllenartigen Reich des bösen Zauberers Sarastro von Paul Barritt sind nicht nur lustig, expressiv, sowie vom britischen, feinen Humor geprägt, nicht nur in Bildgröße und Aufmachung gigantisch, sondern tatsächlich umwerfend und einmalig!
Mit Worten schlecht zu beschreiben, stehen doch die Stummfilm-Produktionen in ihrer Unkompliziertheit und Direktheit als Bindeglied zwischen Zaubermärchen und Vorstadttheater. Die Musik Mozarts leidet weder unter der magischen Erscheinung der Bilder noch unter der Bezugnahme der Sänger mit Gesten, Blicken und Bewegungen zu den Visuals.
Ein kreativer Gag sagt uns oft mehr als ein gesungenes Duett. Die Zauberflöte Mozarts erzählt sich wunderbar selbst in Begleitung mit einem Hammerklavier aus dem 18. Jahrhundert und dem Schönberg Chor, sowie der großartigen Leistung der Instrumentalisten des NTO unter Leitung von Kristiina Poska, der ersten Kapellmeisterin der Komischen Oper Berlin.