Festspielhaus St.Pölten: FARRUQUITO „PINACENDA“. 22.10.16. Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-Übleis
Begegnungsflächen

Festspielhaus St.Pölten 22.10.16
FARRUQUITO „PINACENDA“
Tanz/Flamenco
Österreichpremiere

Der berühmte Enkel des Flamenco-Tänzers Farruco, Sohn des Flamenco-Sängers Flores, El Moreno und der Flamenco-Tänzerin Montoya Manzano, La Farruco stand bereits mit zwei Jahren auf der Bühne und gab mit fünf sein Debüt am Broadway. Er spielte/tanzte als 12-Jähriger im Flamenco-Film von Carlos Saura mit seinem Großvater und war nach dem Tod seines Vaters auf der Bühne mit 15 bereits der verantwortliche für den Familienclan der Farruco-Dynastie. Er ist wohl der berühmteste Flamenco-Tänzer, der noch dazu den Stil modernisierte und in die neue Ära des 21. Jhdts. einführte. Da er Fred Astaire und Mikel Jackson als Vorbilder erkoren hatte, ist er nicht nur punkto Gelenkigkeit und Schnelligkeit großartig, sondern beherrscht wie keiner den absoluten, bewegungslosen Stopp nach einer hektischen Tanzbewegung. Gelassene Ruhe und Schnelligkeit in Abwechslung dynamisieren seine Bewegungskunst. Er drückt wie kein anderer Aggression, Verzweiflung oder Leidenschaft aus. Vor allem dominierten auf der Bühne Begegnungen mit dramatischen Komponenten. Derjenige oder Diejenige, die sich hereinsingt oder -spielt auf die Projektionsfläche bekommt von Farruquito stets eine kräftige Antwort. Intensiv und geschickt bringt er seine Botschaft an, auch wenn das Publikum nicht den Inhalt weiß. (Im Programmheft wären kurze inhaltliche Erläuterungen diesbezüglich neben den breit an-  wie ausgelegten biografischen Notizen hilfreich gewesen!)


Farruquito gibt mit seinem Ausdruckstanz nicht nur menschlichem Leid und Leidenschaft Ausdruck, er versucht außerdem die verschiedenen Tanzstile (Alegria, Fandango, Tango, Soleá) und Stimmungen der andalusischen Regionen einzufangen und auszudrücken. Für seine Heimatstadt Sevilla tanzt er eine Romance. Stets kleidet er sich neu und fantasievoll ein und lässt den SängerInnen und MusikerInnen ihre persönliche Bühnenpräsenz im wechselnden Scheinwerferlicht.


Das begeisterte Publikum hatte Gelegenheit einen schwindelerregenden Interpreten des Flamencos und einen Einblick in die archaische Welt der streng patriarchalisch angelegten Clans zu erhaschen!

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