Festspielhaus St. Pölten, La Fiesta / Das Fest. 06.05.17
Eva Riebler-Übleis
„Rituelle Energie“
Israel Galván
LA FIESTA / Das Fest
Weltpremiere
Israel Galvan, der 44-jährige Flamencotänzer aus Andalusien, legt eine pochende Endfassung des Schwerpunktes „Flamenco“ im Festspielhaus hin. Er war als Künstler in Residenz eingeladen, ein neues Stück zu choreografieren und zu tanzen. Er holte sich Künstler aus flamencofernen Sparten, z.B. aus dem Bereich Operngesang (Alia Sellami aus Paris/Tunis) oder Ausdruckstanz (Minako Seki im Techno-Science-Fiction Stil). ER selbst geht mit seinen 8 Gästen wie ein guter Gastgeber um und lässt sie in ihrer eigenen Tanzsprache agieren, integriert sie und tritt mit ihnen in intensiven Bewegungsdiskurs.
Galván ist zwar heroischer, expressiver Solo-Künstler, weil er als Flamencotänzer dies sowieso zu sein hat, aber er bezieht die Bewegungen der Unterwerfung, in dem er am Hosenboden anfänglich von der obersten Reihe im Festspielhaus zur Bühne die Stufen hinunter rutscht und sich bäuchlings dort auf den harten Boden knallt und lange Zeit bäuchlings liegen bleibt, mit ein. Nur mit den Fingern tippt er den Rhythmus und ordnet sich damit in die Gemeinschaft der Tänzer ein.
Ein Fest soll gefeiert werden und es endet natürlich im Alkohol und daher wiederum am Boden liegend. Die Energie ist nach einer rauschenden Fiesta heraußen und so ist es auch nach einer Stunde Performance: das Publikum kann die Konzentration für eine weitere halbe Stunde kaum aufbringen, zu sehr hämmerten die Geräusche, Stimmen, Instrumente und Absätze und andere Rhythmengeber.
Die Energie der Leidenschaft, des Stolzes, des Weinens, des irritierenden Geschreis und Wehklagens nimmt arg mit. Die verschiedenen Tanzstile vom Elektropop im Sekundentakt bis zum Fado oder Flamenco, kontrastierend mit der Unbeweglichkeit der kleinen Uchi aus der Gitana-Kultur und die ungewöhnlichen Requisiten, wie der Tisch mit einem Spiralen-Tischbein fordern ebenfalls hohe Aufmerksamkeit und gesteigerte Beobachtungsgabe.
Eine spannende Performance eines Sammelsuriums an Ritualen, die auch dem Publikum ein großes Maß an Energie abverlangte!