Geschichten aus dem Hinterhalt: Teddy Podgorski. Rez. M. Ziegelwagner

Michael Ziegelwagner
PODGORSKIS ÖSTERREICHISCHE SEELE

 

GESCHICHTEN AUS DEM HINTERHALT
Teddy Podgorski
Konzerthaus, Wien
Termine: www.konzerthaus.at

 

Zwei Dinge versucht Thaddäus Podgorski ausweislich der Ankündigung in seinem Kabarettprogramm „Geschichten aus dem Hinterhalt“ unter einen Hut zu bringen: Einen gemütlichen Plausch über sein abwechslungsreiches, in Anekdoten präsentiertes Leben, sowie eine Definition der „österreichischen Seele“. Ein wenig packt einen angesichts des zweiten Programmpunktes freilich die Müdigkeit; ist doch die „österreichische Seele“, ein vom Psychiater Erwin Ringel verwendeter Begriff, längst zu Tode debattiert und in all ihren vorgeblichen Facetten – das Morbide, das Gemütliche, das Hinterfotzige – zum Klischee erstarrt. Erwartbar wäre also, dass Podgorski an sich selbst Züge eines „typischen Österreichers“ feststellt.

Dem ist aber nicht so: Einem abwechslungsreichen Werdegang wie dem des ehemaligen Reporters, ORF-Generalintendanten und Schauspielers haftet keines der Österreicherklischees an – zu umtriebig fürs Gemütlichsein, zu vielseitig für die hierzulande gern gepflegte Nabelschau. Nein, warum Podgorski unbedingt die beiden Komplexe „Lebensbericht“ und „Österreichische Seele“ in ein Programm zusammenzwingen muss, erschließt sich nicht. Und so passt es auch nicht recht zusammen, dass der Erzähler zwischen seinen launig dargebrachten Anekdoten aus dem ORF oder dem Theater an der Josefstadt immer wieder Wienerlieder (an)singt: Das „Herz von an echten Weaner“, „i suach a Braut mit siebzehn Häuser und an Bündel Geld“, „Lassts mi in Ruah mit dem Krawall und mit dem gaunzn Pflanz / de Afrikaner spüln jo aa net unsre Weaner Tanz'“. Dass gerade das Wienerlied die österreichische Seele repräsentieren soll, zeugt zwar eher davon, dass für viele Hauptstadtbewohner Österreich westlich von Hütteldorf endet – aber in Podgorskis Konzept hat vor allem der musikalische Begleiter seiner Lieder, der Pianist Bela Korenyi, eine wichtige Funktion, tritt er doch mit Podgorski in den Dialog und treibt so das Anekdotenerzählen weiter.

Besonders „hinterhältig“, wie der Titel des Programms suggeriert, sind die Erlebnisse Podgorskis allerdings nie, eher familientauglich und zum Schmunzeln anregend. Wer sich nicht daran stört, mitunter Anekdoten zu hören, die er so oder ähnlich bereits kennt – ausführlich dokumentierte Qualtinger-Jokes etwa – der ist bei Podgorski gut aufgehoben. Seine besten Momente hat das Programm, wenn ORF-Interna ausgeplaudert werden: Immerhin ist es ganz interessant, wie der Sendungsname „Zeit im Bild“ erfunden wurde, oder mit welchen kreativen Mitteln beim Ungarnaufstand 1956 Reportagen „lebendiger“ gemacht wurden. Das Publikum war bei der Uraufführung am 19. Oktober im Kabarett Simpl jedenfalls amüsiert und holte Podgorski – vielleicht auch wegen des bemerkenswert kurzen, eineinhalbstündigen Abends – zur Zugabe auf die Bühne zurück.

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