Horace von Pierre Corneille. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler Übleis
Musik ist Bewegung!
Landestheater NÖ, Werkstattbühne
Horace von Pierre Corneille
26.4.14, 16 Uhr
Premiere 24.4.14
Mit Helmut Wiesinger, Pascal Gross, Jan Walter, Swintha Gersthofer,
Katharina v. Harsdorf, Johanna Wolff, Othmar Schratt.
Regie Katrin Plötner
Kardinal Richelieu gab pädagogisch wertvolle Theaterstücke wie Le Cid, Cinna und eben Horace in Auftrag. Corneille war einer seiner fünf für diesen Zweck ausgesuchten Autoren.
Mit Horace meisterte er von Aufbau, Struktur und Wortwahl diese Aufgabe meisterlich und verwirklichte die Regeln der „doctrine classique“. Ein Vorzeige-Stück also, das die Staatsräson in Konflikt mit den privaten Banden zeigt. Die Frauen reagieren mit Herz, während der Ehrenkodex und das Vaterland in den Köpfen der Männer so einzementiert ist, dass der junge Horace sogar seine eigene Schwester erwürgt, da sie ihren toten Verlobten beklagt, statt ihren Bruder Horace als Sieger des Kampfes entsprechend zu ehren und zu würdigen.
In dieser zeitgemäßen Aufführung wurde gottseidank nicht so sehr die Macht des Königs, aus Staatsraison einen Mörder zu begnadigen, in den Vordergrund gestellt, sondern vielmehr die Polarisierung zwischen privatem Glück und dem Anspruch dem Staat zu entsprechen thematisiert. Wie gesagt, die Frauen (die Frau des Horace und seine Schwester) zeugen in dieser Inszenierung von menschlicher Qualität und der Stimme des Herzens. Natürlich werden sie nicht gehört und der Ehre der Männer geopfert. Diejenige, die von Anfang an die rote Kordel um Hals und Hüften des weißen Kleides trägt, ist diejenige, die getötet wird – so grandios und sparsam kann eine Kostümdetail verwendet werden!
Hervorragend gespielt, mit klarer Kraft und ohne Schnörkelei im Spiel, bei Maske und Kostüm, der Technik oder in der Dekoration.
Ohne falschem Pathos zeugen die Schauspieler, dass sie nicht nur in eine Rolle geschlüpft sind, sondern sich in dieser selbst begegnen.
Man sieht an ihnen nichts Erlerntes, keine Technik oder Fertigkeit.
Sie machen auf der kleinen Bühne mit wenigen Requisiten das ganze Spektrum der Emotionen sichtbar!
Gratulation! Außerordentlich!