Landestheater Niederösterreich, Minna von Barnhelm, Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Keine Emanzipation ohne Lessing
Landestheater Niederösterreich, St. Pölten
Großes Haus, Premiere 05. 12. 2014
Minna von Barnhelm/Lessing
Regie: Katrin Plötner
Dramaturgie: Julia Engelmaye
Kostüme: Eugenia Leis
Chor: Mitglieder des Chors 50 plus des Festspielhauses St. Pölten, Leitung Flora Königsberger
Kein Toleranz- sowie Emanzipationsgedanke ohne Lessing!
Lessing ist unserer westlichen Kultur eingeschrieben. Vorallem in Minna und Franziska sehen wir die Vorreiterinnen der weiblichen Emanzipation. Sie spiegeln die Frauen wieder, die sich die Männer für die Eheschließung nehmen, die sie brauchen oder wollen.
In dieser Bearbeitung von Katrin Plötner ist eher die Rolle Franziskas/Marion Reiser, der Zofe Minnas, so angelegt, dass ihr Emanzipationswille deutlich wird. Minna/ Lisa Weidenmüller glänzt wieder in ihrer gewohnt sexy – flapsig – verrückten Art und Weise und man vergisst, dass sie in ihrer Kostümierung (Straps und Spitzenhöschen etc.) vielleicht nicht selbst diese Rolle so angelegt hat, sondern den Regieangaben folgt. Kurz gesagt, sie spielt wunderbar aufregend und ist flott unterwegs, was dem ursprünglich auf Passagen trockenen Theaterstück sehr gut tut. Beide Frauen sind ganz toll! Gratulation!
Der Emanzipationsgedanke wird da natürlich ein wenig zugedeckt, da die stupid-naive Ausdrucksart Minnas dem im Wege steht.
Major von Tellheim/Lars Wellings dürfte bei seiner Rolle mitdiskutiert und gewisse Vorstellungen gehabt haben. Er ist souverän und glaubhaft - so soll ja dieser Major sein, der aus der typischen militärischen Kaste nicht beim Ehrbegriff heraus fällt, sondern bei der Selbstlosigkeit (Einsatz des eigenen Vermögens statt Auspressung des Volkes um die Kriegskasse zu füllen) und dem Mitleid.
Dass der Ehrbegriff und der Wille zum Krieg weiterhin die Zukunft der Welt beherrschen wird, hat die Regie mit dem Schlusslied des Chors „Ich hatt` einen Kameraden“ exzellent ausgedrückt. Der Chor 50+ bereicherte auch den Einsteig ins Stück mit der gesanglichen Lobpreisung Tellheims meisterlich, sang andante –piano in der Tradition des griechischen Chors, der die Handlung stets dokumentiert und erläutert. Er stellte eine wirklich zielführende Modernisierung im Sinne Bert Brechts und Erweiterung des Werkes Lessings dar.
Genauso gelungen wie die Leistung der Schauspieler, Regie und Bühne!
@ Landestheater Niederösterreich
LitGes, im Dezember 2014