Landestheater NÖ: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, 25.11.15. Rez.: Susanne Klinger

Susanne Klinger

Landestheater 25.11.15, Werkstattbühne, Klassenzimmertheater
Regie Michael Schlecht
Dramaturgie Julia Engelmayer
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß mit Jan Walter/ Monolog

…ist der erste Roman von Robert Musil ( 1880 bis 1942 ) und erschien 1906. Vermutet werden autobiographische Züge, da Musil sowie sein Protagonist im Roman - der Zögling Törleß, eine Mititärerziehungsanstalt in Wien besuchten, um eine angestrebte Offizierslaufbahn zu verwirklichen.

In vielen Rezensionen hat man sich schon darüber den Kopf zerbrochen, was Musil hier „zu Sprache bringt“, bzw. was hier Jan WALTER, genial umgesetzt, uns vermitteln möchte.

Der Roman selbst widerspiegelt autoritäre Gesellschaftsstrukturen und gleichzeitig lässt er uns eintauchen in den mitunter verwirrten Geisteszustand eines jungen Erwachsenen, der auf der Suche ist, heutzutage würde man es als Identitätssuche bezeichnen. Törleß ist ein junger Mann, den Fragen über das DASEIN beschäftigen, der den Sinn des Lebens versucht zu verstehen und darüber hinaus in der  Beschäftigung  mit dem Gegenüber auch seinen eigenen Abgründen begegnet.

….. gegen Ende des Romans konstatiert der Erzähler: „Eine Entwicklung war abgeschlossen. Die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt wie ein junger Baum – dieses noch wortlose, überwältigende Gefühl entschuldigte alles, was geschehen war.“ …..

Faszinierend war für mich die Umsetzung als Klassenzimmertheater. Selbst hab ich Klassenzimmer-theater in meiner Schulzeit nie erlebt und war deswegen auch sehr neugierig auf die Umsetzung.

Von Anfang an zieht mich die schauspielerische Leistung von Jan WALTER in den Bann. Er wagt es, durchaus auch sehr anzüglich, fast auch dreist, uns Zuschauer mitreinzubeziehen und trotzdem verzeiht mann/frau es in der Sekunde weil dieses Miteinbeziehen gleichzeitig den Atem anhalten lässt und  die Frage aufwirft „ ist es das – oder geht er noch einen Schritt weiter?“ - genial.

In diesen 50 Minuten ist dermaßen viel eingepackt an großartig vorgetragenen Monologen ( einzige Kritik: die sind mir manches Mal zu schnell vorgetragen )und Dialogen ( Jan WALTER spielt in kurzen Momenten gleichzeitig schon mal 4 Personen ) das ich nicht umhin kann, mir dieses Stück ein zweites Mal anzusehen. Nochmal den Atem anhalten und nochmal daran erinnert werden wie diese Zeit vom Jugendlichen zum Erwachsenen damals geprägt war von geistigen Höhenflügen und  mitunter niederschmetternden Wahrheiten, wie sehr wir auf der Suche sind und Antworten wollen, und dabei unsere eigenen moralischen Ansprüche schon mal hintanstellen, wenn es darum geht Antworten zu finden.

LitGes, im November  2015

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