Landestheater NÖ, FRONT Österreichpremiere, Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-Übleis
Jeder Soldat bleibt nur durch Zufall am Leben – oder – verflucht sei der Soldatenruhm!

FRONT Österreichpremiere
Landestheater NÖ: 20./21.2.2015
Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg
Uraufführung März 2014 im Thalia Theater Hamburg

In dieser Koproduktion führt der flämische Regisseur Luk Perceval, (geb. 1957 in Lommel/Belgien, er gründete1984 die Blauwe Maandag Compagnie, die er ab 1991 leitete), der mit der preisgekrönten Inszenierung des Stückes SCHLACHTEN 1999 bereits in diesem Genre beeindruckte, auf das Schlachtfeld des I.WK nach Belgien. Westbelgien wurde trotz seiner Neutralität zum Schlachtfeld fremder Mächte.

Daher auch die Flämische, Englische, Französische Sprache (mit dt. Übertiteln am elektronischen Sprachband) und das Deutsche als Sprache des Feindes.

Wie bei Erich Maria Remarque oder Henri Barbusse ist es der einfache Soldat im Schützengraben, der hier authentisch zu Wort kommt. Wir waren bis Kriegsende des II.WK - und vor allem damals war man - es gewohnt, das große Leid des Krieges hinter vaterländischen Sprüchen, Kriegs- und Aufmarsch-Plänen, sonstigen Theorien oder Statistiken zu verstecken. Diese werden alle nicht thematisiert, sondern mit dem ohrenbetäubenden Lärm der Kriegsmaschinerie – sprich dem Lärm von riesigen aneinander gereihten Blechplatten – hinweggefegt. Man wird taub. Übrigbleibt die grenzenlose Müdigkeit, die Stille. Die Erde wird an der Front der Freund des Soldaten, vermischt mit der süßen Schwere des Geruches des Blutes. Deckung oder Auslöschung. Die Hände verkrampft zu einer einzigen. Das letzte Feld ist das Feld der Ehre. -  Auch davon künden die Stimmen der Schauspieler, genauso wie von der Gefahr, aus 60 Meter Entfernung den Feind als Menschen wie du und ich zu erkennen oder zu verzweifelten, wütenden Bestien zu werden.

Ein eindrucksvolles Stück, herausragende Leistung der 11 Schauspieler und des Musikers, der mit Paukenschlägen und Säge die Bleche zum Klingen brachte. Zu recht DER theatrale Beitrag Deutschlands zum Gedenkjahr 2014.

LitGes, im Februar 2015

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