Landestheater NÖ: Lichter der Vorstadt. Uraufführung, Premiere: 22.04.2016. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Ohne Arbeit kein Preis
Landestheater NÖ 28.4.2016
Lichter der Vorstadt
Nach Motiven und den Drehbüchern von Aki Kaurismäki
Fassung: Alexander Charim
Uraufführung
Premiere 22.4.2016
Aki Kaurismäki interessiert sich für Vorstadtfiguren, lässt in seinen Filmen immer wieder deren Arbeitsplätze oder Arbeitssituation vorkommen. Arbeit ist identitäts-stiftend und wie bei „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horvath ein gesellschaftliches Muss.
Insbesondere interessieren ihn Vorstadtfiguren, wie z.B. das Mädchen Iris, siehe sein Film „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ (das letzte Kapitel seiner Trilogie, die mit „Schatten im Paradies“ begonnen hat und von Kaurismäki „Loser-Trilogie“ – nach dem Mann, der gegenüber der Frau weniger leicht mit dem Lebenzurecht kommt - genannt worden ist).
In der Fassung von Alexander Charim sind außer dem „Mädel aus der Streichholzfabrik“ noch Texte und Szenen aus „I Hired a Contract Killer“, „Wolken ziehen vorüber“ und „Der Mann ohne Vergangenheit“ ineinander und nacheinander verwoben.
Die Drehbühne mit dem Haus, das vierseitig bespielbar ist, leistet bühnentechnisch Großartiges. Besonders erwähnenswert, außer den hervorragenden Leistungen der SchauspielerInnen und Musikern ist die Idee der Personalisierung der Maschine, die eingangs und zwischen den Szenen zum Einsatz kommt. Das ganze Ensemble (12 Mann/Frau- hoch)steht en block in blauen Arbeitsuniformen wichtig und bedrohlich z. B. der einzelnen Arbeiterin Iris, Swintha Gersthofer gegenüber und zeugt von der massiven Bedeutung eine Arbeitstelle inne zu haben. Der Feind ist nicht ein Einzelner – wie der Chef, der Arbeiter entlässt -, sondern z.B. die Maschine.
Eine tolle Bearbeitung und Aufführung der Arbeiterkulur und -problematik in Form eines Arbeiter-, Vorstadtdramas !