Landestheater NÖ: Schöne Bescherungen, 22.12.2016. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler Übleis
Einsicht - und das zu Weihnachten!?
Landestheater NÖ, St.P. 22.12.16
SCHÖNE BESCHERUNGEN
Von Alan Ayckbourn (geb. 1939 London)
Deutsch v. Max Faber
Inszenierung Sarantos Zervoulakos
Video Christian Kiehl
Dramaturgie Kai Krösche
Mit Lukas Spisser, Bettina Kerl, Jaschka ,Lämmert, Franz Xaver Zach, Michael
Scherff, Eva M. Sommersberg, Tim Breyvogel, Zeynep Bozbay, Tobias Artner.
Seit 1980 gibt es dieses Weihnachtsstück, das slapstickartig, leicht und flockig über die Bühne geht und trotzdem die unglaublichen Tiefen der Mitmenschlichkeit auslotet. Die Familie ist Schauplatz der Dramatik. Ayckbourn nimmt die Mittel- und Oberschicht auf die Schaufel und zeigt deren Probleme, die eigentlich keine sein müssten. Das bürgerliche Leben zeugt von wenig finanziellen Problemen, jedoch ist dadurch umso mehr Problematik selbst gemacht und nach innen verlegt.
Sehnsucht, fehlende Selbstverwirklichung, fehlende Erotik/Sexualität und Wunsch nach Entkommen aus der Enge der Ehebeziehung mögen Ursachen sein. jedenfalls gebärden sich so manche Familienmitglieder, wie auch der eingeladene Gast/Tobias Artner wie Schweine oder Schweinchen. Und das ist ja der Titel des für die Kinder des Hauses aufgeführten Puppenspieles „Die drei kleinen Schweinchen“. Allerdings sind diese Schweinchen nur auf der Suche nach Baumaterial für ihr Haus und nicht in Beziehungskomödien verwickelt. Jedoch hängen sie genauso an Schnüren und sind somit Marionetten; eingeengt und bestimmten Gesetzen folgend.
Ja, Bewegungsfreiheit und Zufriedenheit gibt es in glücklichen Beziehungen, aber das und der Weg dorthin wird uns auf der Bühne nicht vorgespielt. Dem Publikum bleibt die Möglichkeit zur Einsicht, vor allem da das Stück forsch und klug gespielt wurde. Das moralische Augenmaß wird treffsicher wie anschaulich gebracht. Den Schauspielern wie dem Dramaturgen gelingt es Spannung zu erzeugen, wie erkennendes Lächeln zu zaubern. Der lästige moralische Zeigefinger wird nicht ausgefahren und vom Prototyp der Übertreibung oder Typisierung Abstand genommen. Ein wunderbares Weihnachtsstück, gelobt seien auch die Visuals, die einen inhaltlichen und ironischen Mehrwert für diese Produktion bringen! Gratulation!