Landestheater NÖ, Theaterwerkstatt: Liebesspiel von Lars Norén, 04.03.2016. Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-Übleis
Dramatisierte Worthülsen. Kein Reigen à la Schnitzler– vielleicht Szenen einer Ehe!

Landestheater NÖ. Theaterwerkstatt, 4.3.2016
Liebesspiel von Lars Norén
Koproduktion des Landestheaters NÖ mit den
Vereinigten Bühnen Bozen als österreichische Erstaufführung.

Uraufführung Stockholm Jänner 2010

Inszenierung: Irmgard Lübke von den vereinigten Bühnen Bozen
Ausstatter: Lars Peter (beide verantwortlich für 13/14 Klaus Manns Geschwister)
Dramaturgie: Matthias Asboth/St.P. und Elisabeth Thaler/Bozen
mit Magdalena Helmig, Marion Reiser, Lukas Spisser, Dominike Kaschke und Christoph Kail von den Vereinigten Bühnen Bozen (zuletzt im Lth. NÖ in Die Radikalisierung Bradley Mannings zu sehen)

Deutsch von Katja Hagedorn

Österreichische Erstaufführung

1944 in Stockholm geboren, ist der Regisseur und Autor Lars Norén seit Jahren eine fixe Größe in der Theaterwelt.

Er liebt die alltägliche Befindlichkeit und die Problematik von Beziehungskisten, in diesem Fall die von Paarbeziehungen. Drei, bzw. zweieinhalb Ehepaare, die sich z.B. Beziehungs-Glück oder Kinder wünschen, sind Thema.

Für die Kälte der Beziehungen sprechen das Bühnenbild - eines Gletscherbaches - sowie die gläsernen Kästen an den Seitenwänden und das grelle Licht. (Diese Aufbauten stimmen hervorragend ein und werden nach zweimaligem Spieltermin bis Bozen und dann retour gebracht.)

Die beiden Dramaturgen und Irmgard Lübke haben die Verschachtelung mehrerer Handlungsstränge gleichzeitig auf die Bühne gebracht. Gerade wenn es sich um Ehe- oder Liebesszenen handelt, entsteht durch die nicht aktiv handelnden Personen, die ja stets auch, weil stets alle 5 auf der Bühne präsent sind, ein Voyeurismus. Dabei ist man als Publikum schon prädestinierter Voyeur!

Nur mit Alltagssätzen und banalen Gesten werden tragische Lebensabläufe gezeigt. Die hohle Sprache ist Programm! Die Sätze haben nichts zu sagen, Sie sind genauso austauschbar wie die Protagonisten. Daher auch ihre Namen als A, B, C, D, und E. Auch die Jahre, wann eine Reise war oder wie lang eine Beziehung gedauert hat, sind so gedehnt oder unklar, dass man keine Rückschlüsse z.B. daraus ziehen kann, wer auf eben dieser Südseereise durch eine Liebelei eine Ehe zerstört hat. Liebe oder intakte Partnerschaft erscheinen erstrebenswert, jedoch Seitensprung oder Lieblosigkeit, Interesselosigkeit oder Ungeduld und Streit  zerstören, was in unserem Leben so schwierig aufzubauen ist. Dass das siebenjährige Kind, das durch eine Trennung der Eltern traumatisiert werden wird, nicht auf die Bühne gestellt wurde, ist der Inszenierung positiv anzurechnen, denn ein druck auf die mitleids- oder Tränendrüse würde in die falsche Richtung zeigen. Der Satz des Vaters A zu seiner Noch-Ehefrau ist sowieso bemerkenswert genug: Mir gegenüber musst du nicht ehrlich sein, aber um gotteswillen gegenüber dem Kind!

Mit entgegen gesetzten Inhalten ist dieses Stück ein Loblied auf Vertrauen, verantwortungsreiche und –volle Partnerarbeit und Liebe.

Und gerade hier greift dieses Stück in die Zeit und Seele der Zuschauer!

Verstörend aber phänomenal!

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