Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten: Thomas Fröhlich. Rez.: Ingrid Reichel
Ingrid Reichel
Wo viel Rauch, auch viel Imagination!
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Foto © www.perpetuum.at | ||
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Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten
Thomas Fröhlich
Ein Kriminalstück in drei Akten
Theater Perpetuum, St. Pölten
Uraufführung
02.03.2013, 20 Uhr
Regie: Richard Schmetterer
Mit: Georg Wandl, Fritz Humer …
Dauer: 90 Min, 1 Pause
Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten
Thomas Fröhlich
Wien: evolver-books, 2013
122 S.
ISBN 978-3-9502558-6-7
Der Autor Thomas Fröhlich schrieb bereits in der Literaturzeitschrift etcetera Nr. 49 einen Essay, bzw. ein Sherlock Holmes-Special zum 125. Jubiläumsjahr „Grüße aus der Baker Street 221“. Nun veröffentlichte er in dem kleinen, unabhängigen und noch jungen Wiener Verlag evolver-books, der sich vor allem auf Pulp und Trash spezialisiert hat, ein Theaterstück nach einer Erzählung von Andreas Gruber: „Glauben Sie mir, mein Name ist Dr. Watson!“, welche in einer Anthologie von Sherlock-Holmes-Geschichten „Das Geheimnis des Geigers“ bereits 2006 im Blitz Verlag erschienen ist.
Die St. Pöltner Laiendarstellergruppe Perpetuum zögerte nicht lange und brachte den Dreiakter kurzerhand als Uraufführung auf ihre Bühne des ehemaligen St. Pöltner Forumkinos in der Kranzbichlerstraße 18.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Perpetuum mit einem Low-Budget ein seriöses und hautnahes Theatererlebnis auch mit diesem Stück ermöglichte. In den Hauptrollen waren Fritz Humer als Sherlock Holmes und Georg Wandl als Dr. Watson zu sehen und gaben somit ein recht amüsantes Gespann zum Besten. Fritz Humer vermochte gekonnt den geistig abgedrifteten Holmes in seiner gewohnt arroganten und überheblichen Art zu mimen, während Georg Wandl einen lebensnahen quirligen Watson abgab.
Holmes, der sich bis zum Umfallen langweilt, wird durch den Besuch seines langjährigen Freundes Dr. Watson aus seiner Agonie gerissen, der ihn auf einen in London gastierenden Illusionisten namens Nyarlathotep, mit magischer Dramatik von Alexander Kuchar in Szene gesetzt, aufmerksam macht. Drei Menschen aus dem Publikum verschwinden spurlos während der Vorstellung im Miskatonic Theatre - in unserem Fall wohl aus dem Perpetuum Theater! - und schon hat das Duo wieder etwas zu tun. Dass dabei berühmte Literaten wie Charles Dickens, Jack London, Bram Stoker und H.P. Lovecraft sowie letztendlich Arthur Conan Doyle selbst eine Rolle spielen, die als ihre Romanfiguren sich in das Leben, bzw. ins Theaterstück als Protagonisten wie Mina Harker, gespielt von Daniele Wandl, Humphrey van Weyden (Alexander Donhofer) und Edwin Drood (Hasan Ocak) in Erscheinung treten, bleibt für immer ein Mysterium.
Thomas Fröhlich ist hier ein Sherlock gelungen, der mit literarischem Gespür dem Geheimnis der Fiktion und Phantasie nachgeht. Dem Regisseur Richard Schmetterer ist es geglückt mit viel Dampfschwaden die geistige Vernebelung unserer Illusionen und die Atmosphäre eines feuchten Londons nachzuempfinden. Mit dieser Aufführung des Theaters Perpetuum ist somit ein spannender, aber vor allem unterhaltsamer Abend garantiert.