Wolfgang Mayer König: 2020

Umrahmtes Wiesenfeld, du achtest nicht der Namen in Berichten, brauchst keine Jünglinge, die das Land regieren, denn sie bescheren dem Volk den Wohlstand nicht, von dem sie reden. Schon gar nicht in schwierigen Zeiten. Ihre Vorgänger fanden trotz ihrer schönen Gemahlinnen und Gespielinnen ein unrühmliches Ende.Im Leopardenfell eines Beraters oder Lobbyisten vollziehen sie nun ihr verspätetes Ernteritual. Längst sind die Luftschlösser vorgegaukelter Reformen, ihre glanzvollen Versprechen, zu Schmutz zerfallen, die Ruhmestaten siegreich erwählter Beherrscher im Staub zertreten, ohne triumphaler Geste. Denn so richtet man nicht das Haus ein für die Ewigkeit. Weder für sich noch für Andere. So schaut nicht das Studium aus einer wechselvollen Vergangenheit. Seltsame Scheinerlösung für uns am Ende des Tunnels. Welchem Zweck nur dienten die vielen Gänge, Treppen und Räume für unser Hingehen und Bitten, wenn sie auch begradigt und an allen Flächen,nach genauer Einhaltung der Massangaben geglättet waren. Fünfundzwanzig Generationen von Handwerkern lebten, arbeiteten und starben für den Bau unser aller Zukunft. Keine Proportion sollte missglücken, es war ja auch alles vorgeschrieben, selbst für die Schreibenden, welche über Einfühlungskraft und profunde Kenntnis verfügten,welche ihrerseits auch nur die Vorlage des jeweils nächsten Schrittes bildeten. Sollte alles umsonst gewesen sein ? Der Hintergrund aller Dinge wurde immer zuletzt behandelt, weil er ja Gefahren in sich barg. Aber das hohle Geschwätz der vom Volk Erwählten konnte uns weder im Diesseits- noch in ein allfälliges Jenseits begleiten. Es schielte stets nach dem Publikumsgeschmack, den es damit auch schon verfehlte, weit weg von jeglicher Weisheit. So stehe ich da und bete zu dir mein eigener Garten und aus der Tiefe meines Gartens zu dir mein verborgenes Haus, in dem ich mit meinem Kind wohne. Genügsam liegend in deinem ehrlich erworbenen, und nicht erschundenen Besitz, enthältst du eine Fülle von Bäumen und Blumen,bist umgeben von Laubengängen, die wieder von Weinstöcken umstanden sind, zeigst die Blume, die auf einem Stück Erde blüht, wie die bescheidene Wohlhabenheit deines Besitzers, wie den mäßigen Überfluss, der Gärten schafft. Aber trotzdem unschuldiger Garten auf eine Grabwand in Theben gemalt, ein Garten projiziert in das Grab seines Besitzers, der den Tod nicht als biologisches Gesetz gesehen haben mochte,wie das Fischbassin, dessen Ufer mit Vögeln belebt sind, mit Baumgruppen und Ziersträuschern. Und so entziffere und wiederhole ich das Gebet an meinen Garten: Gewähre, daß ich ein und aus gehe in meinem Garten, daß ich mich kühle in seinem Schatten,daß ich Wasser trinke aus seinen Quellen alle Tage, daß ich am Ufer meines Teiches schlendere ohne Unterlaß. Dass meine Seele sich niederlasse auf Bäumen, die ich gepflanzt habe,und dass ich mich erquicke unter meinen Zypressen.

© Wolfgang Mayer König