René Freund: Ans Meer. Roman
Wien, Deuticke/Zsolnay, 2018, 140 S.
978-3-552-06363-1
Vom Held-Sein und dem Springen über Konventionen & eigenen Schatten. So ist das eben, wenn man sich etwas traut! Der Busfahrer will seiner neuen Freundin imponieren und ihrem Rat nachgehen, endlich nicht wie die anderen zu sein und außergewöhnliche Dinge zu wagen.
Als eine krebskranke Frau, bereits im Rollstuhl sitzend, von ihm verlangt – ein letztes Mal ans Meer zu fahren, und zwar sofort – sieht er DIE Gelegenheit, all die verantwortungsvollen Eigenschaften eines Busfahrers über Bord zu werfen. Los geht’s! Mit an Bord ist noch eine demente Frau und andere Schüler. Der Ausflug ist natürlich nicht hürdenlos, denn nun gilt der Autobus als gekapert und die Passagiere als entführt.
Das Buch liest man in einem Zug durch, so spannend und auch einfach ist es geschrieben. Das Happy End ist garantiert und man ist versucht aufgrund von Sprache, Aufbau und Inhalt dies Werk als Werk für 10 bis 14-Jährige einstufen zu wollen, denn sogar quengelnde Jugendliche sind einsichts- und verantwortungsvoll sowie stets hilfsbereit Auch die Polizisten und Richter entpuppen sich als sehr verständnisvoll und milde. Über die gesellschaftlichen Konventionen zu springen, ist sowieso DAS Thema für ein Kinder- oder Jugendbuch!
Viel spannender empfand ich René Freunds Satirebuch: Stadt, Land und danke für das Boot, bei Picus 2002 erschienen.
In diesem finden sich spannende Begebenheiten und keine lakonischen, alltäglichen Sätze, sondern einzigartige Reden, bei denen man zu glucksen beginnt: ... nachdem wir die Forellen knusprig gebraten hatten, fragte ich: „Willst du lieber die Selbstmörderin oder die, die immer so bled tuat?“ aber Schwamm drüber. Von der Amnesie zur Amnestie ist es ja nur ein kleiner Schritt!, wie Freund ebenda S. 150 über sich selber anmerkte… „Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ich fürchte, ich hab`s vergessen. Vielleicht sollte ich doch eines Tages Politiker oder Lobbyist werden. Am besten beides auf einmal. Von der Amnesie zur Amnestie ….“