Jazz

JOE ZAWINUL'S MUSIC ODYSSEY

Eva Riebler

Grafenegg, 1.6.2024

Wolkenturm

JOE ZAWINUL'S MUSIC ODYSSEY

Nach der Zawinul All-Star Big Band mit Dirigent Markus Geiselhart hatte der Rhythmus schon das Publikum erfasst. Geiselhart von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien hatte seine jungen StudentInnen mitgebracht und die mischten kräftig und locker mit.

Nun stand die Welturaufführung von „Mediterranean“ an. Ein noch nie aufgeführtes oder eingespieltes Spätwerk des 1932 in Wien geborenen Zawinul. Das Stück klang unerwartet harmonisch und unspektakulär mit Michael Hornek am Keyboard und dem radio.string.quartet.

Besonders rhythmisch und in alter Weather-Report- und Zawinul-Syndicate-Frische erstrahlte dann die Zawinul Legacy Band 3.0. DER Höhepunkt der Musikgeschichte und des Abends!!

Einfach kompakt, erregend und trotzdem nicht zu laut. Keine schrillen Töne, sondern ein stets harmonisch mitreißender Klang. Der berühmte Song „Mercy Mercy“ sowie die letzte so typische Weather-Report-Zugabe hätte wohl noch drei Mal gespielt werden können!

Ein vollmundiges Ereignis! Unvergesslich!

Der große Dank gebührt dem ältesten Sohn Antony Zawinul, der den Nachlass dem Land NÖ gestiftet hat (3 Wochen in der Sattelkammer zu besichtigen) und nun einen Konzertdokumentarfilm produziert.

Alles, was die musikalische Arbeit Zawinuls dem Vergessen entreißt, ist lautstark zu begrüßen!

radio.string.quartet

Canadian Brass

Eva Riebler

19.4.24

Festspielhaus St. Pölten

Canadian Brass

Besetzung: Joe Burgstaller, Ashley Hall-Tighe Trompete, Jeff Nelsen Horn, 
Achilles Liarmakopoulos Posaune, Chuck Daellenbach Tuba

Der Einzug der fünf Blechbläser vom Eingang zur Bühne in ihren weißen Nikes war bereits ein überraschender Auftakt. „When the saints go marching in“ von den Beatles ist fast 60 Jahre alt und ein guter Beginn für eine 54 Jahre alte Super-Band! 

Und „All you need is Love“ war 1970 zu Gründungszeiten der Canadian Brass ein Hit und nun der Titel  dieser Tour. Weiters reichten die raffinierten Arrangements von Mozarts Zauberflöte (Ouvertüre)zu Vivaldi und Bach, zu Carneval in Veniece, Tuba Tiger oder Astor Piazzollas Liber Tango, Coldplay u.a. Alle Genre inspirierten sie!

Nicht umsonst sind die Canadian Brass schon so lange tonangebend und haben mehr als 100 Alben veröffentlicht. Sie sind richtige Bühnen-Highlights mit perfekter nicht aufdringlicher Choreografie. Elf Instrumente in Blech, vom French Horn zum Cornet, glänzen und dienen nicht nur der Interpretation von Pop Songs, sondern auch von klassischer Kammermusik in neuem Gewand.

Daher erfreuten sie wie 2020 im Festspielhaus St. Pölten wiederum Jugend und Junggebliebene Semester, die Inspiration, flottes Engagement und Qualität lieben!

Ihr Können und ihre Spielfreude können nur in höchsten Tönen gepriesen werden!

grafenegg 22.7.23

Eva Riebler

 

 

GRAFENEGG PHILHARMONIX    22 07.23

Mit 7 Musikern der Berliner und Wiener Philharmoniker

Abendkonzert Wolkenturm

 Nach einem hervorragenden Jazz-Prélude des NÖ-Jugendjazzorchesters (G. David Weiss, Irving Berlin, Snapky Puppy,  George Gershwin, Dizzy Gillespie …) unter der Leitung von Andreas Pranzl ging das Publikum erwartungsvoll swingend zum Wolkenturm.

Dort moderierte der Klarinettist Daniel Ottensamer launig, erklärte die „Tier“-lastigkeit der Stücke sowie die Übergänge von Bella Bartoks Ouvertüre zu Fredy Mercurys „Don´t stop me now“ oder von Beethovens 7. Symphonie zu „swing on Beethoven“. Hingegen die Grundlage vieler Stücke von Sebastian Gürtler (Violine) waren lettische Volksweisen. Stephan Koncz (Violinchello) nahm für seine Arrangements Melodien der Volksmusik, die übergangslos in Kinderreimen, wie „Ein Hund kam in die Küche“ oder „Hänsel und Gretel“ usw. mündeten. Der rhythmische Schritt des rosaroten Panthers von Henri Mancini und das unsäglich schnelle Gezwitscher der Lerche oder der lässige Schwan aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saéns oder die wilden Dinos aus „Jurassic Park“ von John Williams hatten ihre bejubelten Auftritte. Mein Lieblingsstück war das Arrangement aus dem Film Star-Wars: Der Swing der „Cantina-Band“.

Die komödienhaften Interpretationen gingen in rasantem Tempo vor sich, einmal war es Bosanova, Rumba, dann Polka oder eine Hymne oder ein jazzig-verbrämtes Kinderlied, die das Publikum erfreuten.

Ein äußerst amüsanter Abend  mit unglaublich vielen groovenden, swingenden fetzigen Arrangements!

Jazz im Hof Festival St. Pölten

Liberti/Riebler

22-24.8.2020 Jazz im Hof Festival St. Pölten

 

Das Jazz im Hof Festival in St. Pölten schafft jedes Jahr ein Programm voller musikalischer Grenzgänge und musikalischer Visionen – rund um internationale und nationale Ikonen des Jazz, junge Wilde, rund um unterschiedliche Stilrichtungen und rund um Ungeahntes wie Ungewöhnliches. St. Pölten ermöglichte auch 2020 ein Aufeinandertreffen der KünstlerInnen aus Nah und Fern. „Als klar war, dass wir wieder auf die Bühnen dürfen, haben wir innerhalb kürzester Zeit ein Programm auf die Beine gestellt, dass musikalischen Optimismus auf die Bühnen zurückgeholt hat“, freut sich die künstlerische Leiterin Caroline Berchotteau über den erfolgreichen Jazz im Hof-Reigen, der sich von 20. bis 22. August mit 6 Konzerten zu Buche geschlagen hat.

 

Tag 1: Jazz spricht vom Leben

Eröffnet wurde das Festival durch das belgisch-französische Duo Philip Catherine und Kevin Seddiki. Der Gitarrist Philip Catherine ist eine europäische Jazzlegende, der nicht zuletzt wegen seines unbestechlichen Gespürs für Zeit, selbst atemberaubende Tempo-Passagen relaxt und locker wirken lässt. Nicht weniger Saitenzauber an diesem Abend vollbrachte Seddiki. Er war es auch, der Catherine immer wieder zurück an die Jazzgitarre holte, wenn der zwischendurch heitere Anekdoten zum Besten gab.

 

Der Ausnahmekünstler Krzysztof Dobrek reiste für das Abendprogramm beim zweiten Konzert mit seinem Akkordeon durch sein persönliches Polen. Und das in einer für ihn bislang unbekannten Formation: Mit Jelena Popržan (Viola, Gesang), Christoph Pepe Auer (Klarinette, Saxophon), Alexander Lackner (Kontrabass), Ingrid Oberkanis (Schlagzeug, Perkussion) als musikalisches Umfeld, schaffte Krzystof einen präzisen wie musikalisch stimmungsvollen Klangbogen, der das Publikum begeisterte. 

 

Tag 2: Unterschiedliche persönliche Improvisationssprachen

Es gibt wohl kaum noch etwas, das man über den Klarinettist Louis Sclavis nicht schon geschrieben oder gesagt hätte. Der Franzose erweitert sein Universum immer mehr, überschreitet etablierte Genres und Stile, tastet sich vor, um dann auf Bekanntes und Traditionelles zu treffen. Sclavis brachte am zweiten Konzertabend sein 13. Soloalbum „Characters On A Wall“ live auf die Bühne. Mit ihm eine Instrumentalkonstellation, die der Klarinettist schon seit langem nicht mehr benutzt hatte: Benjamin Moussay am Piano, Sarah Murcia am Bass und Christoph Lavergne am Schlagzeug. Ein Jazzgenuss mit zweifacher Zugabe.

 

Der US-amerikanische Tubist Jon Sass präsentierte ein Programm mit einer vielfältigen Mischung afroamerikanischer Musik und bewegte sich zwischen Jazz, Funk, Soul, R&B und Hip-Hop. Begleitet wurde der „Tausendsassa an der Tuba“ von Angus Bangus Thomas am Bass, Alex Deutsch an den Drums und von Geri Schuller an den Tasten. Der Sänger Ola Egbowon war die Überraschung des Abends. Die wohl souligste Stimme Österreichs brachte Emotionen nonstop von der Bühne direkt ins Publikum. Das Programm war George Perry Floyd Jr. und dem Ruf nach Gerechtigkeit für Afroamerikaner gewidmet.

 

Tag 3: Jazzmusik triumphiert

Am dritten Abend wechselte das Jazz im Hof Festival wetterbedingt in den frei:raum

St. Pölten. Um 19.30 startete Andreas Schaerer stimmgewaltig, gilt der Schweizer doch als einer der interessantesten Gesangskünstler der Musikszene weltweit. Und mit Luciano Biondini am Akkordeon, hat der Stimmjongleur nicht nur seine „anima gemella“ – Seelenverwandten – gefunden, sondern auch ein perfektes Gegenüber für musikalische Zwiegespräche. Das, was dort auf der Bühne abging, war ein feuriger Dialog in den verschiedensten Stimmlagen und Stilen, gepaart mit Beatboxrhythmen und Geräuschen. Biondini verstand es perfekt, die polyphon übereinander getürmten stimmlichen Instrumente Schaerers mit Eigenkompositionen und leidenschaftlichen canzoni zu verstärken. Bravo.

 

Mit einer Reise durch Ahnenklänge und modernen Jazz, die von Standing Ovations aus dem Publikum begleitet wurden, verabschiedete sich das Jazz im Hof Festival 2020. Für das Projekt „Dream Weavers“ haben sich drei internationale Jazzgrößen zusammengefunden, die im Stande sind, sich von den archaischen Stimmen der Insel Sardinien bis zur traditionellen Musik Vietnams musikalisch auszudehnen – und auch vor den Liedern Ägyptens bis zum Jazz Manouche nicht Halt machen. Der sardische Saxophonist und Polyinstrumentalist Gavino Murgia, der französische Gitarrist und Bassist Nguyên Lê sowie der Perkussionist und Tabla-Spieler Prabhu Edouard haben es verstanden, mit vielfach kontrapunktierenden melodischen Varianten und Rhythmik zu begeistern.

 

Wir gratulieren Caroline Berchotteau zu einer weiteren, gelungen Ausgabe des Jazz im Hof Festival St. Pölten und freuen uns auf das Programm 2021.

 

 

40. internationales Jazzfestival Saalfelden 22.8. bis 25.8.2019

Eva Riebler

Ja, begonnen hat es unter einem Zelt, auf einer Wiese, der sogenannten Ranch oberhalb der Kirche Saalfeldens am Steinernen Meer im Land Salzburg. Viele schwarze Jazzgrößen wurden ersetzt durch Musiker aus dem Norden Europas oder UK, Frankreich usw. Wo einst Jandl gezielt ins Mikro brüllte: „Jazz me if you can!“ weiden wieder die Kühe und vor keinem Lokal steht mehr eine handgeschriebene Tafel: „Hier sind Gäste der Jazzveranstaltung unerwünscht!“.

Im drei-stöckigen Congress Haus hat sich der Jazz wie sein Publikum arriviert und seit einigen Jahren sind gratis Veranstaltungen auf Plätzen als sogenannte „City Stage“ nicht nur bei den Saalfeldnern und Saalfeldnerinnen beliebt. Jedenfalls wurde so der Spagat zum einheimischen Normalverbraucher geschaffen und mit Folk, Pop, Swing oder Reggae usw. wie auch heuer erstmals mit DJs die Szene erweitert. Die sams- oder sonntäglichen Alm Konzerte auf der beliebten Stöckl Alm oder am Vorderkühbühelhof ober dem Ritzensee wurden genauso wie die „Short Cuts“ im Nexus wieder Publikumslieblinge. Die „Schwingband“ im Holzhotel Forstalm war leider bereits am ersten Tag auf der City Stage und setzte das gleiche Boogie-Woogie – Swing Programm fort. Neu dazu kam Jazz im Park, wo vor allem das World Service Project herausragend agierte. Gratulation an die 5 Musiker aus UK!

Gratulation auch für die jährlich vergebene Auftragsarbeit, die diesmal an Manu Mayr und Susanna Gartmayer/Austria ging - excellent! Die Gruppe Koma Saxo wie Cykada „Cykada“ waren weitere Highlights des ersten Abends.

Am zweiten begann Christian Muthspiel/Austria mit seiner 18-köpfigen Band furios und Sarah Tandy setzte großartig soulig und mit starkem Groove fort.

Der Sonntagnachmittag brachte ein großartiges Erlebnis an das andere gereiht: Frody Haltli/Norwegen, dann Anna Webber mit ihrer 6-köpfigen Band aus USA und das Duett Théo Ceccaldi/Roberto Negro aus Frankreich, das einem die Luft anhalten ließ. Nach einer Umbauphase dann das beeindruckende Ensemble Blinker& Moses mit einer Band von der Wunschliste und anschließend das nächste absolut tolle Hörerlebnis zwischen Pop und Jazz mit dem allseits bekannten/berühmten Tenor-Saxophonist Joshua Redman und Ron Miles am Cornet – faszinierend!

Für viele Main Stage Besucher war das Herauskommen aus intensivem Musikerlebnis aus einer der täglichen fünf Sessions akustisch schwer verkraftbar, wenn sogleich vor dem Congress Haus die Events der City Stage zu lautstark begannen. Der Nachhall des soeben Gehörten bereicherte schließlich intensiv und nicht nur eine Schweigeminute oder ein eigener lautstarker Begeisterungsanfall war da schwer zu verwirklichen.

Das heurige Festival war ansonsten wieder gut kombiniert, organisiert und ausgearbeitet/verwirklicht und großartige Jazzmusiker und Jazzfanatiker fanden ihre Bühne und ihren Hörgenuss vom Feinsten!