Bühne

GRAFENEGG SOMMERKLÄNGE 28.8.24

Eva Riebler

GRAFENEGG  SOMMERKLÄNGE  28.8.2024

 Abendkonzert im Auditorium

Tonkünstler-Orchester-NÖ

 

Enno Poppe-Dirigent und Sarah Maria Sun-Sopran

Seit 2017 gibt es in Grafenegg einen Composer in Residence. Im Schloss sind in den Schaukästen interessante Details zu bestaunen.

Als heuriger Composer in Residence wurde vom künstlerischen Leiter Grafeneggs Rudolf Buchbinder der Komponist und Dirigent Enno Poppe ausgewählt. Die doppelte Ausbildung, die Nähe zu Natur und Wachstum sowie der Übergang vom kleinen Format, dem Ensemble und Kammermusik-Format zum großen Format des Orchesters, kommen der Tätigkeit als Ausbildner für junge Composer und Musiker entgegen.

Und so war auch diesen Abend Enno Poppe als Dirigent wie als Komponist von „STROM“ (Österreichische Erstaufführung) auf die Bühne gegangen. Ein wundervoll durchkomponiertes Werk, das sich von der Thematik her gut erschließt. Die Elektrizität wie der Strom des fließenden Wassers konnte erspürt werden.

Hingegen bei Luigi Nonos „La fabbrica illuminata“ für Sopran und Tonband fehlte grundsätzlich der Zusammenklang und der Aufbau eines oder mehrerer Themen oder Leitmotiven. Es war eben ein Stück aus den mittleren 60er Jahren, in denen es vor allem um Zertrümmerung des Althergebrachten in der Musik wie damals auch bildenden Kunst, Malerei etc. ging. Schade um die tolle Stimme der Sopranistin Sarah Maria Sun. In Grafenegg zelebriert man vielleicht lieber den Sonnenuntergang im weiten Park als die zerrüttete Tonalität der Dampfhämmer aus einer Fabrikshalle.

Wundervoll war natürlich Georg Friedrich Haas mit „Natures mortes“. Der Abschied von der Natur und dem Natürlichen wurde in vollen, starken Akkorden und Abläufen dynamisch zelebriert, dass es nur so vibrierte. Es passte thematisch zur erleuchteten Fabrik Nonos, war jedoch um Klassen aufregender und voll sowie klanglich abgerundet. Ein wahrer Genuss!

Eva Riebler

GRAFENEGG joe zawinull

Eva Riebler

GRAFENEGG 1.6.2024  20 Uhr Wolkenturm

Joe Zawinul´s Music Odyssey

 

Nach der Zawinl All-Star Big Band mit Dirigent Markus Geiselhart hatte der Rhythmus schon das Publikum erfasst. Geiselhart von der UNI Wien für Musik und darstellende Kunst hatte seine jungen StudentInnen mitgebracht und die mischten kräftig und locker mit.

Nun stand die Welturaufführung von „Mediterranean Suite“ an. Ein noch nie aufgeführtes oder eingespieltes Spätwerk des 1932 in Wien geborenen Zawinul. Das Stück klang unerwartet harmonisch und unspektakulär mit Michael Hornek  am Keyboard und dem radio.string.quartet.

Besonders rhythmisch und in alter Weather-Report- und Zawinul Syndicate Frische erstrahlte dann die Zawinul Legacy Band 3.0. DER Höhepunkt der Musikgeschichte und des Abends!!

Einfach kompakt, erregend und trotzdem nicht zu laut. Keine schrillen Töne, sondern ein stets harmonisch mitreißender Klang. Der berühmte Song Mercy Mercy sowie die letzte so typische Weather Report-Zugabe hätte wohl noch drei Mal gespielt werden können!

Ein vollmundiges Ereignis! Unvergesslich!

Der große Dank gebührt dem ältesten Sohn Antony Zawinul, der den Nachlass dem Land NÖ gestiftet hat (3 Wochen in der Sattelkammer zu besichtigen) und nun einen Konzertdokumentarfilm produziert.

Alles, was die musikalische Arbeit Zawinuls dem Vergessen entreißt, ist lautstark zu begrüßen!

 

 

GgRAFENEGG 10.8.24

Eva Riebler

GRAFENEGG  SOMMERKLÄNGE  10.8.2024

PRELÙDE im Schlosshof  mit den

ORIGINAL PRAGUE SYNCOPATED ORCHESTRA

1974 von Pavel Klikar in Prag gegründet, mit dem Sänger  Matéj Smid, der a`la Max Raabe cool und mit Steppdance singt. Es sind die 20er Jahre, die mit Klavier, Sousaphon, Klarinette, Saxophon, Trompete und Posaune artgerecht und virtuos erklingen. Wunderbar sind Cole Porter oder Fats Waller im Schlosshof eine Stunde lang im Originalton präsent. Einfach hinreißend und stilistisch sattelfest!

 

WOLKENTURM ABENDKONZERT „Symphonic Jazz“

Mit mitreißendem Elan bereits beim ersten Takt erklingt das Symphonieorchester (2022)von IAIN FARRINGTON. Der britische Dirigent Wayne Marshall spielt am Klavier und dirigiert abwechselnd die NÖ Tonkünstler in GEORGE GERSHWINs Rhapsody. Das Tonkünstler-Orchester hat zahlreiche Gast-Instrumentalisten aufgenommen und alle spielen lebhaft wie nie zuvor gehört. Ein ausgezeichneter Ensembleklang auch bei DUKE ELLINGTON und LEONARD BERNSTEINs Divertimento und „On the Waterfront“. Man hört das Wasser gluckern und rauschen, fallen und steigen.

Der Symphonic Jazz unter der exakten und lässigen, rasanten Führung durch den souveränen Dirigenten Wayne Marshall ist ein wahres Highlight in Grafenegg!

Ein außergewöhnlicher Abend mit wunderbarem Jazz von den 20er Jahren bis 2022!

 

GRAFENEGG FESTIVAL

Eva Riebler

FESTIVAL-ERÖFFNUNG GRAFENEGG

16.8.24 WOLKENTURM

 

Tonkünstler-Orchester NÖ

Rudolf Buchbinder am Klavier

Yutako Sado Dirigent

 

Gershwins Concerto in F mit einem rasanten, genialen Lauf von Rudolf Buchbinder am Klavier –einfach atemberaubend. Es handelt sich um sein Lieblingsstück, denn es ist Buchbinders häufigst gespieltes.

Yutako Sado in allen Ehren, jedoch der Dirigent Wayne Marshall vom 10.8.24 konnte Gershwins Rhapsodie ebenfalls mit dem Tonkünstler-Orchester NÖ weitaus empathischer und mitreißender dirigieren. Damals waren allerdings viele Sonder-instrumentalisten zu Gast, die den Jazz-Anklängen wirkungsvoll gewachsen waren.

Im zweiten romantisierten Stück „Pelleas und Melisande“ von Arnold Schönberg war Yutako Sado und das Orchester auf sicherem Boden. Besonders die Solo-Oboe glänzte sowie die Bässe beim Ansturm Golos. Die tumultartigen Akkorde hätte man sich wirkungsvoller gewünscht.

 

 

SALZKAMMERGUT FESTWOCHEN GMUNDEN

Eva Riebler

SALZKAMMERGUT FESTWOCHEN GMUNDEN

18.8.24  Thomas Bernhard Haus Ohlsdorf, Obernatal

THOMAS BERNHARD

AMRAS 1964

LESENDER: Markus Meyer

 

 

Amras ist erst das zweite Prosawerk Bernhards. Es handelt von einem Brüderpaar, das den Selbstmord der Eltern und den geplanten eigenen überlebt hat. Ihr Onkel versteckt sie im Turm des Schlosses Ambras bei Innsbruck. Nach und nach kommt die Ursache für den familiären Selbstmord durch die Zeilen. Es ist eine Ich-Erzählung. Die Epilepsie des jüngeren Bruders Walter, belastet den Ich-Erzähler, den um ein Jahr älteren Bruder von kaum 20 Jahren.

Das Werk ist äußerst dicht und naturgemäß inhaltlich niederschmetternd. Mit voller Wucht trifft Bernhards Sprache aus dem Munde Markus Meyers.

Meyer ist seit 20 Jahren als fixes Mitglied im Burgtheater-Ensemble. Er hat sich die wenigen szenischen Möglichkeiten wohl überlegt und setzt sie behutsam ein. Kein falsches Pathos stört die Lesung. Die Worte Bernhards schlagen sowieso wie Hämmer zu: „ …das Gebirge ist gegen die Menschen….“ Oder: „Es ist eine alte Geschichte, dass die Menschen dort ihre Heimat suchen, wo sie sich am weitesten entfernt haben.“ – „Was uns immerfort quält, existiert.“

Mit diesem Werk beschimpft Bernhard den katastrophalen Zustand Tirols aufs tiefste, wie er es später auch mit Altaussee, Gmunden oder Salzburg getan hat.

Die Worte Bernhards lassen ja noch hoffen. „Die Abneigung gegeneinander wurde zur Zuneigung gegen andere.“