Bühne

GRAFENEGG 20. 8 .23

Eva Riebler

Kritik

 

 

Abendkonzert im Wolkenturm PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON

Christian Tetzlaff/Geige und Santtu-Matias Rouvali/Dirigent

 

Edward Elgar: Konzert f. Violine und Orchestra h-Moll

Christian Tetzlaff, ein hoch dekorierter Geige, der mit den Wiener, Berliner Philharmonikern u.a. zusammen arbeitet,  war 2022/23 Portrait Artist des London Symphony Orchestra und legte eine virtuose, romantische und feinfühlige Interpretation des sehr schwierigen und über 40 Minuten langen Stückes vor. Er legte die Seele in die Kadenz und erzeugte die Weite des Erinnerns und der romantischen Geheimnisse. Eine traumhafte Solopartie!

 

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Symphonie Nr. 5

Nun wurde der Eklat des großen Orchesters vollends hörbar. Der Konzertmeister spielte außerordentlich exakt und dynamisch und die restlichen 30 Violinen konnten nicht mithalten. Die Blechbläser erklangen gleichmäßig laut, vielleicht schlecht eingestimmt und der schlechteren Akustik im mittleren Feld der Hinterbühne geschuldet. Der Paukenspieler gestaltete ebenfalls stets gleichmäßig voluminös. Man wartete auf die herausragende Bedeutung des Horns, des Urinstruments der Romantik, im 2. Satz und den elegischen Walzer im 3. Ziemlich vergebens. Es fehlte auch der orchestrale Zusammenklang und Zusammenhang!

Die Zugabe: Die Quadrille Tschaikowskis, die zu Mitternacht bei jedem ordentlichen Ball erklingt und daher in Österreich vielleicht sich nicht als Darbietung für dieses Orchester eignet, war nicht wieder zu erkennen, geschweige denn tanzbar oder irgendwie angenehm für die Ohren. Eher desaströs!

Der finnische Dirigent, seit 2021 Chefdirigent des Philharmonia Orchesters einte und sammelte leider das  riesige, sehr jugendlich besetzte Orchester nicht. Dass ihm Tschaikowski fremd sei, kann wohl niemand behaupten.

Schade! Denn im Vorjahr bereitete das London Symphony Orchester ein wirklich großartiges Konzert im Wolkenturm!

 

Festival Grafenegg 3.9.23

Eva Riebler

 

Abendkonzert Wolkenturm

Wiener Philharmoniker

Jakub Hrusa, Dirigent

 

Leos Janacek: „Das schlaue Füchslein“ Symphonische Suite

Eine Tiergeschichte mit Tierlauten zum Miterleben. Die Philharmoniker zogen alle Register, vor allem die Flöten und Querflöten klangen exzellent und die Geiger imitierten das Zirpen der Grillen und die Schreckensrufe der erwürgten Gänse.

 

George Enescu: Suite Nr. 1 C-Dur

Eine gekonnte Aufführung, jedoch nicht mit einem gehaltvollen, lebendigen, volkstümlichen oder spätromantischen zusammenhaltendem Touch.

 

Sergej Rachmaninow: Symphonische Tänze in drei Sätzen

Die Oboen, Flöten und  wiederum vor allem die Querflöten glänzten herrlich und das elegische Altsaxophon Solo belebte. Der Dirigent einte das Orchester unisono und schaffte Tempo vor allem in den dämonischen Tänzen und übermütigen, grotesken Walzern. Die drei unterschiedlichen Tänze changierten von langsamen Melodien zu romantischen und übermütigen, überzeichneten. Die kraftvollen, exakten Einsätze und die präzise Spielweise dramatisierten das Geschehen im dritten Satz und zeugten vom jüngsten Gericht. Das dumpfe Vibrieren vor dem Höllentor, das Zurückweichen und die Umwandlung in Licht und russisch-orthodoxen Hymnus wurden spürbar. Die perlenden Kaskaden vertrieben die bösen Mächte.

Eine sehr spannende Aufführung!

 

 

 

Festival GRAFENEGG 31.8.23

Eva Riebler

 

 

Abendkonzert Wolkenturm

Royal Concertgebouw Orchesttra

Iván Fischer, Dirigent

Michael Nagy, Bariton

 

Jörg Widmann: 5 Lieder aus dem Liederzyklus „Das heiße Herz“ für Bariton und Orchester

Widmann bewies einem so reichhaltigen Spektrum an tief traurigen Liebesliedern seine Reverenz. Verschiedene Dichtungen von Klabund, Clemens Bretano bis Heinrich Heine bannte er 2018 in eine Orchesterfassung. Wahrlich gelungen, oft volkstümlich und derb, ist diese romantische, äußerst traurige Liebeslyrik umgesetzt. Der Bariton Michael Nagy gestaltete wunderbar gesangliche Phrasen in verständlicher Art und Weise, die die Ironie der Texte, vor allem bei Heine, so richtig aufbrechen und zu Herzen gehen lässt.  Großartig!

 

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 7

Drei Sätze mit II Nachtmusiken gekoppelt verzaubern und bringen magische Momente. Ein froher Beginn, der Mahler beim Rudern am Wörthersee eingefallen sein soll, bringen Glanzmomente wie tanzende Sonnenstrahlen und Schwung. Romantische Annäherungen an wogende Wellen am Wörthersee oder Wasserplätschern a là Eichendorff, Caffeé- oder Heurigenmusikanklänge, Vogel-stimmen, die die Idylle durchbrechen – alles ist von einem unbeschwerten Komponisten erschaffen. Die Exaktheit der Streicher, ihre Tremoli, das drängende Tempo und die dynamisch wechselnden Dialoge und  Soli erklingen einfach wunderbar!

 In der ersten Nachtmusik lässt Mahler uns die Kuhglocken bimmeln, die Iván Fischer geschickt in die Ferne manövriert und an den oberen Rand der Sitzreihen positioniert. Der musikalische Raum ist ausgelotet und versetzt das Publikum in eine Weite, die im Wolkenturm sowieso schon Einzug hält.

In der zweiten Nachtmusik wird mit einer Mandoline und einer Gitarre im Stil eines Liebesständchens gearbeitet und eine laue Sommernacht suggeriert.

Der wilde dritte Satz bringt nochmals Überraschungen und ungeahnte Höhepunkte, die wie Licht aufsteigen und das Ende der Symphonie in C-Dur strahlt vor Helligkeit. Rondo, Ländler und Menuett bringen Schwung und gute tanzbare Stimmung. Zu Beginn wie am Schluss Abwechslung und neue Momente, die nie das Interesse des Publikums erlahmen lassen.

Freude, Glanz und Überschwang werden dem Publikum unter freiem Himmel von einem hochkarätigen Orchester mit einem herausragenden Dirigenten geboten! Beispielhaft und einzigartig!

 Der Dank und Applaus ist riesig!

GRAFENEGG EUROPEAN UNION YOUTH ORCHESTRA 29.7.23

Eva Riebler

 

 EUROPEAN UNION YOUTH ORCHESTRA 29.7.23

Prélude 

Abendkonzert Wolkenturm beethovens Konzert für Violine und Orchester, Richard Strauss: Also sprach Zarathustra

Late Night Session

 

So viel gute Musik an einem Abend ist bewunderungswürdig! Nach den drei Französischen Musikern/Musikerinnen: Pauline Viardot mit Six Morceaux, Philippe Manoury, dem Komposer in Residenc  (1952) und Maurice Ravel: Introduction et Allegro im Reitsaal startete auf der Bühne des Wolkenturmes Ludwigs Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur. Die Solistin Julia Fischer war die ideale Besetzung. Sie zeigte ein Können und Durchhaltevermögen bei dem halb stündigen Solo, wie es wirklich eine Weltspitzen-Geigerin nur kann. Sie liebt das Arbeiten mit dem künstlerischen Nachwuchs. Im EUYO sind es immerhin 120 MusikerInnen zwischen 16 und 26 Jahren, die noch dankbar für Informationen und Tipps sind, wie es auch Dirigent Sir Antonio Pappano im Interview in der Late Night Session betonte: „Er freue sich, dass er vor allem die emotionale Kompetenz bei der Zusammenarbeit mit der Jugend erweitern und selbst erleben könne.“

Ein großartiger Dirigent, der nach dem Royal Opera House nun der Chefdirigent des London Symphony Orchesters ist.

Das EUYO ist ebenfalls eines der bedeutendsten Symphonieorchester der Welt. Mit Strauss bedeutender Tondichtung Zarathustra konnten sie im klassischen Fach brillieren und in der Late Night Session in diversen Ensembles von Mozart bis zur Modernen, von Blechensembles bis zu den Pauken  sich selbstsicher und lebhaft erweisen.

Ein großartiger, international besetzter Abend als Beweis des Könnens des EUYO, das schon zwei Wochen vor Ort arbeitet und nach zwei Wochen Tournee am 13.8.23 wieder mit Sergej Prokofjew und Dimitri Schostakowitsch nach Grafenegg auf die Bühne des Wolkenturms kommen wird.

 

 

 

 

 

Gafenegg PRÉLUDE im Schlosshof und Abendkonzert im Wolkenturm PHILHARMONIX

Eva Riebler

 

 

 PHILHARMONIX    22 07.23

Mit 7 Musikern der Berliner und Wiener Philharmoniker

Abendkonzert Wolkenturm

 Nach einem hervorragenden Jazz-Prélude des NÖ-Jugendjazzorchesters (G. David Weiss, Irving Berlin, Snapky Puppy,  George Gershwin, Dizzy Gillespie …) unter der Leitung von Andreas Pranzl ging das Publikum erwartungsvoll swingend zum Wolkenturm.

Dort moderierte der Klarinettist Daniel Ottensamer launig, erklärte die „Tier“-lastigkeit der Stücke sowie die Übergänge von Bella Bartoks Ouvertüre zu Fredy Mercurys „Don´t stop me now“ oder von Beethovens 7. Symphonie zu „swing on Beethoven“. Hingegen die Grundlage vieler Stücke von Sebastian Gürtler (Violine) waren lettische Volksweisen. Stephan Koncz (Violinchello) nahm für seine Arrangements Melodien der Volksmusik, die übergangslos in Kinderreimen, wie „Ein Hund kam in die Küche“ oder „Hänsel und Gretel“ usw. mündeten. Der rhythmische Schritt des rosaroten Panthers von Henri Mancini und das unsäglich schnelle Gezwitscher der Lerche oder der lässige Schwan aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saéns oder die wilden Dinos aus „Jurassic Park“ von John Williams hatten ihre bejubelten Auftritte. Mein Lieblingsstück war das Arrangement aus dem Film Star-Wars: Der Swing der „Cantina-Band“.

Die komödienhaften Interpretationen gingen in rasantem Tempo vor sich, einmal war es Bosanova, Rumba, dann Polka oder eine Hymne oder ein jazzig-verbrämtes Kinderlied, die das Publikum erfreuten.

Ein äußerst amüsanter Abend  mit unglaublich vielen groovenden, swingenden fetzigen Arrangements!