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Eröffnung der Salzkammergut Festwochen Gmunden 2013. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
"Die Zeiten werden schwieriger, die Zuversicht größer"

 
JUTTA SKOKAN; Intendantin
der Festwochen Gmunden, Der Standard
 
 
 
THERESIA WALSER
 
 
 
LH DR. JOSEF PÜRINGER  

Eröffnung der
Salzkammergut Festwochen Gmunden 2013

Stadttheater Gmunden 19.7.13, 19 Uhr

„Die Zeiten werden schwieriger, die Zuversicht größer“, so beendet die Intendantin der Festwochen, Jutta Skokan, ihre heurige Eröffnung im Stadttheater und wies u. a. auf die neuen Kinderprogramme und den Schwerpunkt: die großen Romane des frühen 20. Jhdts. hin.  Die launigste Rede hielt naturgemäß der Präsident der Festwochen, Martin Aistleitner. Er zitierte von Goethe bis Picasso und meinte  u. a. „Kultur ist, was von uns Menschen übrig bleibt“ und bedankte sich bei der Politik für die unerwartete Erhöhung der Subventionen.

In einem Filmausschnitt wurde auf den humorigen Literaten, Dadaisten, Maler und Klavierspieler, Gerhard Rühm, dem die heurigen Literaturtage gewidmet sind, hingewiesen. Laut Gerhard Rühm ist bereits in dem Wort „jetzt“ die ganze Sprache enthalten, denn man benötigt sie, um dieses Wort zu erklären. Und im Begriff „Atmen“ ist das ganze Sprechen enthalten. Seine Texte und konkrete Poesie sind ein Gewinn an Artistik, die oft wiederum optisch formal und streng gebändigt wird.

Als letzte der Honoratioren nach BGM Heinz Köppl, Dr. Ursula Simek vom BM und LH Dr. Josef Pühringer,hielt Theresia Walser deine Eröffnungsrede, die über das Reden mit und ohne Vorbereitung und das Theater grundsätzlich und allgemein begann und andeutete, dass das Theater eine „Vergänglichkeitsfeier“ sei, denn man trägt etwas fort, dass man selber anwenden möchte; etwas schon längst Vorhandenes. Als Abschluss ihrer Rede wies sie auf den unnötigen „Rechtfertigkeitsdrang“ der Sparte Kunst hin, wollte sich jedoch keinesfalls in der Rolle der Mahnerin, die in Phrasen abdriftet, sehen.

Feststeht, wie LH Pühringer bemerkte, dass hier in Gmunden Kultur seit 27 Jahren mit dem Herzen gemacht wird und sich die Festwochen unter dem hochstehenden und zahlreichen Angebot im Salzkammergut qualitativ unter der Regentschaft von Jutta Skokan einen fixen Platz erobert hat.

Den eindrucksvollen musikalischen Rahmen begannen die Virtuosen Suyang Kim und Andreas Thaller mit deinem Eröffnungskonzert auf zwei Klavieren mit Georges Bizet Carmen Fantasy und Astor Piazzolla mit Libertango und Suyang Kim endete mit dem erfolgreichen  Linzer Saxophonisten Bernhard Parkfrieder.

Die anschließende Bühnenparty mit Musik von Simon Oberleitner mit Klavier und Akkordeonbegleitung war ein voller Erfolg und ließ weitere Gespräche und kulturelle Kontakte zu. 

Fotos: © Rudi Gigler/Festwochen

Eröffnung der Salzkammergut Festwochen Gmunden 2013. Rez.: Eva Riebler

Abschlussshow: NTO. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Ein Fest für Schloemer

 

Abschlussshow
NTO

Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
08.06.13, 19.30 Uhr
Musikalische Leitung: Julia Jones
Konzept & Inszenierung: Joachim Schloemer

Nach vier Jahren als Künstlerischer Leiter des Festspielhauses St. Pölten ist der traurige Zeitpunkt des Abschiedes gekommen. Joachim Schloemer wusste jedoch, diesen in ein aufregendes, schillerndes Event zu verwandeln. Wie bei seinem Antritt 2009 dirigierte Julia Jones das NÖ-Tonkünstler-Orchester (NTO), diesmal zeitweise slapstickartig unterbrochen oder unterstützt mit einem Rocking Out der Mnozil Brass Band, kombiniert mit Otto Lechner, mit DJ Grazzhoppa, mit dem Videoanimateur Victor Morales, mit den Rahmentrommlern Murat Coşkun, Andrea Piccioni, Michael Metzler, mit dem Tanztrio Nataliya Kushnirenko, Gavin Webber und Grayson Millwood. Die Solopartien aus Schloemers Engel der Verzweiflung, bearbeitet von Maurizio Grandinetti, sang Anna Radziejewska. Sabine Haupt moderierte bewegt durch den Abend und 50 Teilnehmer von Alles bewegt brachten die Stimmung zum Überborden.

Als kosmische Themen suchte Joachim Schloemer die spätromantische Orchestersuite Die Planeten und John Willians Filmmusik zu Star Wars aus und brachte mit fast allen Akteuren eine Szene aus Star Wars, um eine Botschaft ins All zu senden.
Die da vielleicht lautet: „Heterogenes zusammenführen, Homogenes in Nostalgie zusammenfassen und weiterhin dem X-beliebigen Allerlei und Einerlei ausweichen!“
Mit diesem Credo war es ein toller, gelungener Ausdruck der Vielfältigkeit! Ein spannender Abend und ebensolcher Abschluss! Gratulation!

Abschlussshow: NTO. Rez.: Eva Riebler

Festwochen Gmunden 13. 8. 2014; W. A. Mozart KV 421; G. Verdi Streichquartett e-moll; Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Belmonte Quartett

Festwochen Gmunden 13.8.14, 19.30 Uhr Theater Gmunden
Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett d-moll KV 421
Ernst Ludwig Leitner Streichquartett. Metamorphosen nach Mozarts KV 421
Giuseppe Verdi Streichquartett e-moll

Vier junge Streicher schlossen sich 2009 nach ihrer erfolgreichen Ausbildung im Mozarteum Salzburg zusammen. Da ihr Repertoire nicht nur klassische und romantische Streichquartette einschließt, sind sie hervorragend für die Metamorphosen Leitners (bis 2008 Vorstand des Mozarteums für Dirigieren, Komposition, Musiktheorie, bis 2009 Vorsitzender des Senates des Mozarteums Salzburg) geeignet. Bei dieser Aufführung merkte man ihre Begeisterung und ihr Können ein so facettenreiches und nuancenreiches Werk auf die Bühne zu bringen.

Einfach herausragend in Komposition und Interpretation! Mozarts KV 421 wurde völlig in den Schatten gestellt, bzw. gespielt!

Das anschließende Streichquartett G. Verdis gelang im ersten Satz zu einem rasanten Finale, im zweiten sanft, ruhig und melancholisch und sehr fein und schnell im Staccato des dritten Satzes. Der letzte Satz, ein Scherzo, beeindruckte durch die zarten Cello-Töne!

Johanna Zaunschirm und Clemens Flieder an den Violinen, Clemens Gordon an der Viola und vor allem Gundula Leitner spielten hervorragend, vor allem Leitners und Verdis Quartette!

Siegfried Anzinger im Bank Austria Kunstforum Wien. Rez.: Gertraud Artner

Gertraud Artner
Schießbudenmalerie

Siegfried Anzinger im Bank Austria Kunstforum Wien

 

Der „neue“ Anzinger hat viele Geschichten zu erzählen. Gerne aus der Bibel, rund um´s Kreuz etwa, das durchaus mehreren Personen Platz bietet. Sogar Faust findet sich am Kreuz wieder. Und immer wieder Tiere: Da tummeln sich Schweine, ein „Specht am Kreuz“ sucht nach Nahrung im morschen Gebälk. Eine gewaltige Taube ist behilflich bei Auferstehung und Himmelfahrt, auch wenn sie dafür mit mächtigen Flügelschlägen das Kreuz beinahe aus der Verankerung reißen muss. Die Madonna, ohnehin ein Fixpunkt bei Anzinger, erscheint in verschiedensten Variationen bis hin zum „Selbstbildnis als Madonna“. Und immer dabei der heilige Hieronymus und sein getreuer Löwe, die teils mit Staunen, teils mit Schrecken die wundersamen Ereignisse registrieren.

 

Nicht weniger unterhaltsam präsentieren sich die Geschichten aus dem Wilden Westen. Hier wird der Marterpfahl zum Mittelpunkt der Indianer- und Cowboyspiele, Planwagen stehen herum, die Pferde allzeit bereit. Begleittexte erinnern an den alten Hit (1960) von Gus Backus „Schön war sie, die Prärie...“ und den Evergreen von Hermann Leopoldi „Schnucki, ach Schnucki, foahr´ ma nach Kentucky...“

 

Nicht zu übersehen ist die Fülle an Erotik, die Anzinger in diese Bilder einbaut. Oder sollte man sie angesichts der unzähligen Blow-Jobs, die Frauen rund um die Marterpfähle, in Bäumen und vor allem in Booten zu erledigen haben, nicht treffender als Soft-Porno bezeichnen? Im und am Wasser ist überhaupt viel los: Da wimmelt es von Möwen und Nixen, die „Loreley vom Attersee“ lässt grüßen. Manchmal stellt sich dem hingerissenen Betrachter die Frage nach der Grenze zwischen Kunst und Kalauer.

 

Der Künstler nennt seine comicartigen, figurativen Bildwelten liebevoll „Schießbudenmalerei“, seine narrative Tätigkeit „Quatsch malen“. Gleichzeitig betont er: „Wenn du den Quatsch sehr ernst malst, ist der Quatsch kein Quatsch mehr.“ Wichtig ist ihm jedenfalls: „Nach dem Schmunzeln muss noch Malerei übrig bleiben.“  Dies ist  aufgrund Anzingers so unendlich sicher und außergewöhnlich gesetzten Malerei sowie des Reichtums an kompositionellen Elementen zweifelsfrei der Fall. Bemerkenswert auch die neue Maltechnik: Leimfarbe, in dünnen Schichten aufgetragen, verleiht den Arbeiten die Wirkung eines Deckenfreskos.

 

Anhänger der früheren Werke von Anzinger werden den Künstler in seinen jetzigen Bildern kaum wiedererkennen. Sicher tauchen auch in neuen Arbeiten immer wieder altbekannte Motive auf wie Pferde, Löwen, Schuhe...und nicht zuletzt die Madonna. Doch hat Anzinger in den letzten Jahren einige radikale Stilwechsel vorgenommen, sodass sich der Künstler fast nicht als jener indentifizieren lässt, der sich Anfang der 1980er-Jahre die sogenannte Neue Malerei in Österreich auf die Fahnen geschrieben hatte.

 

Der gebürtige Oberösterreicher studierte Anfang der 70er-Jahre bei Max Melcher an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und zählte bald zu den führenden Vertretern der „Neuen Wilden“, die der Malerei vor mehr als 30 Jahren zu neuer Spontanität, Sinnlichkeit und Subjektivität verhalfen. 1988 stellte Anzinger, mittlerweile nach Köln übersiedelt, mit Furore im österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus. Ausgewählte Werke dieser erfolgreichen Präsentation sind im Kunstforum in einem eigenen Raum zu begutachten. Es handelt sich dabei um Arbeiten, in denen sich der Künstler von der Neu-Wilden Malerei bereits deutlich distanziert hatte und die für eine malerische Kultur stehen, die Anzinger in den folgenden Jahrzehnten verfeinert, verformt, verworfen und neu entstehen hat lassen. Rückblickend äußert sich der Künstler kritisch zu dieser Zeit. Mit „Schmunzelexpressionismus“ habe er nichts am Hut, er wollte vor allem widerlegen, „dass ich ein spätexpressionistischer, barocker österreichischer Maler bin“.

 

Die neuen Bilder, die den Hauptteil der Ausstellung ausmachen, entstanden in den Jahren 2012 und 2013. Anzinger hat sie eigens für das Kunstforum angefertigt, quasi in die Räumlichkeiten „hineingemalt“, wie die Direktorin Ingried Brugger stolz berichtete. Bei einem Rundgang wird rasch klar, der 61 jährige Maler hat nichts an Kraft und Vitalität eingebüßt, ganz im Gegenteil. Auch wenn er allzu Konservative verstören und mit etwaigen Erwartungshaltungen seiner Fans brechen mag, er setzt mehr denn je auf das Tragisch-komische, das Groteske und die erotische Satire. Anzinger hat mit diesen neuen Arbeiten sein malerisches Talent zu einem vorläufigen Höhepunkt geführt. Er selbst meinte bei der Pressekonferenz bescheiden: „Die Malerei ist wie eine Kugel, die durch das Leben rollt. Wir Künstler sind dazu da, sie in Bewegung zu halten.“

 

Die Ausstellung läuft noch bis 25. April 2014 und wird begleitet von einem höchst informativen Katalog (29 €). Weitere Informationen: www.bankaustria-kunstforum.at   

 

ERIC FISCHL – Friends, Lovers and other Constellations. Rez.: Anna Burgstaller

Anna Burgstaller
Palimpsest und Frozen Moment.

ERIC FISCHL –
Friends, Lovers and other Constellations

Albertina, 13.Februar bis 18.Mai.2014

Eric Fischl ist ein New Yorker Maler, Grafiker und Bildhauer, der mit seiner figurativen Malerei den Betrachter an dem alltäglichen Bildgeschehen teilhaben lässt und ihn so direkt als einen Voyeur entlarvt, der sich in der Intimsphäre der Protagonisten verliert. Die Anziehung, die von der schnappschussartig festgehaltenen Intimsphäre ausgeht, füllt derzeit die Pfeilerhalle der Albertina.

Die rund 70 gezeigten Werke umspannen 35 Jahre seines Schaffens, mit einem retrospektiven Fokus auf seine Arbeiten auf Papier. Durch das wiederholte Aufgreifen des „Frozen Moment“ erinnern seine Arbeiten an Film Stills, die nur einen flüchtigen Moment in einem großen Ganzen wiedergeben. Das bewusste Auslassen führt zu einer Fokussierung auf die Zweideutigkeit in seinen Motiven. Dadurch, dass dem Betrachter nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt wird, wird dieser zum heimlichen Beobachter einer ganz intimen Szene, oft stark aufgeladen durch sexuelle Spannungen. Eric Fischl zeigt Alltägliches aus der amerikanischen Vorstadt, in der er selbst groß wurde. Dinge, die er selbst erlebt hat, wie der Alkoholismus seiner Mutter, zeigen sich an der oftmals negativen Darstellung der Vorstadtidylle. Er versucht den äußeren Anschein von Dingen zu hinterfragen, den ersten Eindruck zu entkräften, indem er das Äußere mit dem Inneren in direkten Dialog stellt und so neben dem Guten auch das Böse zeigen kann. Es geht ihm um die Darstellung von verdrängten, vergessenen, ja verlorenen Szenen, die sich hinter den schön gestrichenen Fassaden der Vorstadthäuser abspielen. Wie Filmstils sind seine Kompositionen aus dem Leben gerissen, um einen kurzen Moment einer größeren Wirklichkeit darzustellen. Als Betrachter fühlt man sich als Beobachter, teilweise sogar als Protagonist, was durch die narrative Erzählweise und die starke Körperkonzentriertheit verstärkt wird. In manchen Werken entsteht durch die Überlagerung von Papierbahnen eine Art Collage, die dem Betrachter weiteren Interpretationsspielraum einräumt. Durch das Überlagern von den verschiedensten Schichten entstehen neue Bedeutungsebenen, die sich gegenseitig wie ein Palimpsest durchschimmern.  Dieses Durchmodellieren seiner einzelnen Bildelemente führt zu einer starken Assoziation mit Bühnenbildern, die sich auch je nach Funktion verändern können.

In den theatralisch anmutenden Werken von Eric Fischl verliert man sich in einer verfremdeten Wirklichkeit, die in vielfältigen bildnerischen Ebenen Ausdruck findet. So bedient er sich an Aquarell, Öl auf Glassine und Druckgrafiken, doch Eric Fischl nutzt nicht nur die Malerei als Ausdruckmittel sondern auch die Skulptur. Die Bilder ziehen einen in den Bann und animieren dazu die Geschichten weiterzudenken, umzuformen und immer wieder neu zu entdecken.