Johannes Schmid
Die Verwandlungvon Franz Kafka
in einer Fassung von Moritz Beichl
Landestheater Niederösterreich, Theaterwerkstatt
Premiere 4.11.2016, Dauer: 50 Minuten
Inszenierung: Moritz Beichl
Dramaturgie: Julia Engelmayer
Darsteller: Stanislaus Dick
Stimme der Schwester: Katharina Knap
Der junge Autor Moritz Beichl hat Kafkas sattsam bekannte Erzählung über Gregor Samsa, der sich über Nacht, sich selbst und der Familie zum Entsetzen, in einen Käfer verwandelt, in eine vorzügliche und offenbar auch gut spielbare dramatisierte Fassung gebracht, die alle Psychologie, allen Schrecken sowie die konfliktreiche Atmosphäre des Originals in künstlerisch eindrucksvoller Weise wiedergibt. Als besonders glücklich erweist sich der Einfall Beichls die Person der Schwester und ihr ambivalentes Verhältnis zum verwandelten Bruder in Form von Tagebuchnotizen im dramatischen Geschehen zu berücksichtigen. Was diesen Theaterabend zu einem unvergesslichen Erlebnis macht, ist die überwältigende schauspielerische Leistung von Stanislaus Dick. Nicht genug, dass er alle Personen des Stückes verkörpert, also nicht nur Gregor Samsa, sondern auch den Vater, die Mutter, die Schwester und den Prokuristen, er spielt, fast ohne Zuhilfenahme von Requisiten, den Protagonisten in Gestalt des Käfers unter größtem körperlichen Einsatz in solcher Vollendung, dass einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Die Ausdruckskraft und Wandlungsfähigkeit seiner Stimme machen die Tragik, ja auch das Groteske der Verwandlung mehr als glaubhaft.
Die Absicht des Autors, einen Menschen zu zeigen, der unter dem Druck der Gesellschaft, die Konformität und Gefügigkeit verlangt, letztlich scheitert, geht voll auf. Beiden, sowohl Beichl, als auch Dick, sei gedankt für diese herrliche Aufführung, die vor allem viel junges Publikum angelockt hat, das nicht mit Applaus und Bravo-Rufen sparte.