Gmundner Festwochen
Lesung „JA“ von Th. Bernhard mit Martin Schwab
22.7.14, 18.30 Uhr Bernhardhaus Niedernathal
Thomas Bernhard meinte 1978 nach Fertigstellung seiner Novelle „JA“, „Ich denke, es ist eine Prosa geworden, die mich glücklich macht“.
Natürlich ist die Erzählung keine, die von Glück trieft, sondern von Unerträglichkeit, Langeweile, Unglück und Scheitern handelt. Die Kontrahenten sind Thomas Bernhard als Ich-Erzähler und die Perserin als Gesprächspartnerin auf Spaziergängen im Fichtenwald. Der Ich-Erzähler reflektiert und stülpt seine Existenz nach außen. Statt seinem Freund Moritz (alias dem Immobilienhändler Karl Ignaz Hennetmair, mit dem Th. Bernhard bis 1975 eine 10-jährige Freundschaft verband) hat er nun eine im Wirtshaus alleine gelassene Ausländerin, die ihn von seiner Einsamkeit, Selbstbeobachtung und Wortlosigkeit befreit. Für diese Kunstfigur stand die in Russland geborene Maria Radson Pate. Nicht ihr Selbstmord steht eigentlich im Vordergrund, sondern die für Bernhard typische Reflexion, seine unstatthaften Entspannungsversuche sich selbst zu erleichtern, um nicht verrückt zu werden. Er hatte geglaubt alleine mit der Arbeit, mit geistes- und naturwissenschaftlichen Studien, existieren zu können, was sich als Irrtum, als unerträgliche Isolation, herausstellte.
Von dieser depressiven Aussage her ist das gesamte Werk Bernhards verstehbar. Er selbst erläutert stets vom Allgemeinen: vom Schreiben, der Einsamkeit etc. – ins Besondere: ins augenblickliche Verhältnis der beiden. Er zeigt auch das Abwälzen der hoffnungslosen Sackgasse seiner Befindlichkeit auf seine Gesprächspartnerin, die Perserin. Er wird arbeitsfroher und verbessert seinen Lebensmut, wird ihrer überdrüssig, während sie isolierter, depressiver wird, auf einer verschmutzten Lagerstatt liegend nur mehr Tee zu sich nimmt und sich schließlich vor einen LKW wirft. Nicht einmal ihr Grab ist 14 Tage später auffindbar, so ausgelöscht ist ihre Existenz.
Burgtheaterschauspieler Martin Schwab begleitet die Salzkammergut Festwochen Gmunden seit langem, bekam im Vorjahr zu recht den Franz Josef Altenburg-Preis der Salzkammergut Festwochen und vermittelte in Thomas Bernhards Scheune nicht nur die Liebe zu und das Verständnis für Thomas Bernhards Werk, sondern auch für Th. Bernhards Wesen und Person.