Susanne Klinger/Eva Riebler-Übleis
Landestheater NÖ, 09.01.2016, Werkstattbühne
Flammende Reden, brennende Plätze
von Ana Zirner
mit Swintha Gersthofer, Pascal Groß, Marion Reiser, Jan Walter
Regie: Ana Zirner
Ausstattung: Franziska Bornkamm
Die Münchner Regisseurin Ana Zirner untersuchte auf aktuellen politischen Schauplätzen in Syrien, Russland, Türkei und Spanien. Sie beobachtete mit vier SchauspielerInnen die Demonstrationen gegen das jeweilige vorherrschende Regime. Die vier jungen Menschen, ambitioniert und neugierig genug, mit sehr wohl unterschiedlichen zum Teil sehr persönlichen Gründen, sich daran zu beteiligen oder von der Masse mitreißen zu lassen.
Ana Zirner verwendet Interviews, da diese zum Teil auch über Skype geführt worden sind, gibt es die authentisch übernommene Körpersprache. Die Monologe der jeweiligen Protagonisten werden unglaublich hervorragend dargestellt, rezitiert und nachempfunden.
Die authentischen Interviews und Botschaften werden immer wieder unterbrochen durch Dialoge untereinander und von Projektionen aufgezeichneter Protestmärschen an den Wänden der Werkstattbühne. Ein Rauchentwickler wird verwendet, um es den Zuschauern „leicht“ zu machen, sich einzufühlen in diese aufgewühlte, aufgeheizte Stimmung einer Demonstration.
Von der ersten Minute an befindet man sich selbst in so einer Demonstration und das gelingt besonders durch die unglaublich authentische Darstellung dieser junger Menschen, die sich, jeder für sich, politisch engagieren und das zu 120% und dabei schon diese eine Grenze überschritten haben, wir sprechen von der Komfortzone oder Wohlfühlzone. In einer hitzigen Atmosphäre die sich aufpauscht und in der ein grosses Miteinander spürbar ist, haben diese vier Aktionisten bewusst oder unbewusst schon längst den Antrieb entwickelt, gemeinsam gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen und ihr Eigenwohl bereits aus den Augen verloren.
Und diesen individuellen Antrieb, Teil einer politischen Bewegung zu sein, wollte Ana Zirner, die bekannt wurde mit ihrer dokumentarischen Inszenierung brothers in arms, ja mit diesem Stück untersuchen und darlegen. Das ist ihr gemeinsam mit den hochkarätigen SchauspielerInnen überaus gut gelungen!
LitGes, im November 2015