Festwochen Gmunden 19.7.14, Stadttheater Gmunden
Kurt Palm – „Kafka, Kiffer und Chaoten“
Film von Kurt Palm mit anschl. Gespräch Kurt Palm mit Franz Schuh
Gottseidank! Kafka lebt!
Natürlich wird, - z.B. bei der Lesung Martin Schwabs „Ja“ im Bernhardhaus Niedernathal - auch Thomas Bernhard ins Leben gerufen!
Wenn man denkt, der Verweis auf Kafka als leibhaftigen Mitspieler im Film „Kafka, Kiffer und Chaoten“ hätte die Fördergelder locker gemacht, irrt man sich! Ganz im Gegenteil! Fast als hätten die amtlichen Verteiler an den Fördertöpfen immer noch Angst vor diesen unglücklichen Autoren, die doch stets den Finger auf die Wunde der sozialen Problematik der Gesellschaft mit naturgemäßen Eindruck und Nachdruck legten!
Dabei ist das Road-Movie mit eingestreuten Slapsticks a` la Monty Python, indischen Tanzeinlagen, 60er Jahre Design und Chaoten, unter der Mitwirkung von Hubsi Kramar, K.F. Kratzl usw., Kurt Palm als allzeit verorteten Kellner, Hermes Phettberg als Wartenden auf ein Ehrengrab, Franz Schuh als Hochschulprofessor nicht nur skurril und variationsreich, sondern einfach ein „MUSS“!
Man sieht einer Studentengruppe zu, wie sie ihre Seminararbeit über Kafka als Film umsetzen, zwischen Rausch, Sex und Drogen pendeln und eigentlich auf Urlaub in den Süden wollen. Beim Besuch Kafkas Sterbezimmer steht Kafka leibhaftig auf und begleitet die tolle Truppe auf die Reise nach Sizilien. Die Irritationen und allseitigen Kompensationen sowie Parallelen im Film zum Film beginnen. (z.B. Geldmangel für die Filmproduktion auf beiden Ebenen …)
Im anschließenden Gespräch meinte Kurt Palm u. a. „Das Problem ist, dass das Kafkabild in den Köpfen einzementiert ist. Ich mache den Versuch, kleine Steine herauszubrechen“. Auf die Frage Franz Schuhs, ob Kafka Humor habe, antwortete Palm „eher Komik statt Humor“. Franz Schuh wies darauf hin, dass Palm literarische Größen plausibel machen könne. Er fokussiere sie und setze sie in Zusammenhang mit dem Alltag, den gelungenen oder ungelungenen. Die Filmkritik sei unkompetent. Vor allem für junge Menschen sei die Kafkaperspektive wunderbar und der Film sei gut gemacht, denn er dringe in die sekundärliterarische Sprache ein.
Diesem Lob Franz Schuhs stimmt wohl jeder freie Literaturwissenschaftler zu und man kann sich nur unendlich viele Besucher des Films wünschen, egal ob sie Kafka- oder Palm-Fan oder –Kritiker sind!
Nach Kurt Palms „Schnitt durch die Kehle oder die Auferstehung des Adalbert Stifter“- und „Wadenmesser-Wolfgang Mozart“- sowie „Hermes Phettberg, Elender“ -Film wieder ein unkonventioneller, vielleicht polarisierender PFLICHTFILM!
Ich wünsche Kurt Palms Film wie seinem Schaffen großen Erfolg.
Hoffentlich nimmt er sich nicht das Zitat Kafkas aus diesem Film zu sehr zur Brust: Entweder … “am Schreiben zugrunde gehen – oder irrsinnig werden. Ich verkrieche mich vor den Menschen, weil ich ruhig zugrunde gehen will.“