Eva Riebler-Übleis
Der Herr Karl
Nikolaus Habjan
12.6.2016 Bühne im Hof St.P.
Der Inhalt des Herrn Karl aus der Vorkriegszeit darf ja als bekannt vorausgesetzt werden.
Ausgewählt und gespielt wurden vor allem die Cafeehaus-Szenen mit dem Herrn Karl als servilen, stets rauchenden Ober 8der Angst hat, von seiner chefin beim Rauchen erwischt zu werden), der ältlichen, reich an verblichenen Reizen, Bardame und dem älteren Gast, sitzend an seinem Cafeehaus-Tisch.
Neu war die Umsetzung mit den lebensgroßen Handpuppen, belebt und besprochen von dem Künstler Nikolaus Habjan. Diesem zuzusehen, wie er die Puppen individuell steuert und liebevoll mit ihnen persönlich in Dialog geht, war eine großartige Sache!
Jeder Charakter kam pointiert heraus, mitsamt seiner Sexbesessenheit, Doppelmoral oder Naivität, die sich selbst entlarvte. Themen außerhalb des Caffeehauses waren: der Zeitgeist der 30er Jahre, Hitler als Führer, der verführt; der Jude Tennenbaum, der das angschmierte Pflaster reinigen musste und abgeschoben wurde; sowie Gedanken über diverse Ehen samt Ehefrauen und Sinnsprüche, wie: Die Frau ist die Gebende, der Mann der Herrschende – oder Gesundheit ist Pflicht! etc. Dass Österreich und seine Bewohner „unpolitisch“ waren, bzw. es von sich behaupteten – ist selbstredend textimmanent!
Die Puppen nahmen den Spieler Habjan als jungen Menschen ernst und banden ihn in ihre Gespräche und Ressentiments ein und betitelten ihn als den „jungen Herrn“, zu dem der berühmte Qualtingersatz passte: „I kunnt ihna ja Sachen dazähln, aber i will ihna ja net verderben!“
Ein wirklich köstlicher Abend, der zeigte, wie ein herausragender, junger Artist alleine (mit seinem drei Puppen) grandios eine voll besetzte Bühne im Hof entlarvend und niveauvoll unterhalten kann!