Bühne

Landestheater NÖ, „Ach, so schön ist Panama“ von Janosch; Rez.: Johannes Schmid

Johannes Schmid
"Ach, so schön ist Panama"

Landestheater Niederösterreich
Theaterwerkstatt
Premiere am 4. 10. 2014

Dauer: 1 Stunde
Regie: Bettina Hering
Swintha Gersthofer (Kleiner Bär)
Lisa Weidenmüller (Kleiner Tiger)
Stefan Lasko (in verschiedenen Rollen)

Die drollig-komischen Geschichten, die uns Janosch in seinem Kinderbuch-Klassiker „Ach, so schön ist Panama“ erzählt, entfalten in der dramatisierten Fassung und unter der Regie von Bettina Hering eine besondere Wirkung, der sich nicht nur die kleinen Gäste, sondern auch die Erwachsenen kaum zu entziehen vermögen. Ja es muss gesagt werden, dass Herings Bearbeitung und gekonnte Dialoggestaltung an Witz und Liebenswürdigkeit das Original übertrifft. Die vollendete schauspielerische Leistung der drei Protagonisten, Gersthofer, Weidenmüller und Lasko, welche das Skurrile und Tollpatschige der Figuren so reizvoll, fesselnd und heiter zur Darstellung bringen, lässt die Kinderherzen höher schlagen. Die Kleinen nehmen lebhaft Anteil am Bühnengeschehen, lachen, sprechen – auch unaufgefordert – dazwischen und sind für eine Stunde in eine andere Welt entrückt, in eine Welt, in der ausschließlich Raum ist für Spaß und Ausgelassenheit. „Ach, so schön ist Panama“ muss als feinstes, nicht mehr zu überbietendes  Kindertheater angesprochen werden; es gewährt den ganz Kleinen ganz große Kunst und beste Illusion.

Landestheater Niederösterreich

LitGes, im Oktober 2014

 

Festspielhaus St. Pölten; Die Zauberflöte von W. A. Mozart. Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-Übleis
Mozart hat einen Kater

Festspielhaus St. Pölten.
Die Zauberflöte von W. A. Mozart

Komische Oper Berlin/Tonkünstler/Arnold Schönberg Chor
27. 9. 2014, 19.30 Uhr großes Haus

Gleichzeitig in Berlin und in St.Pölten! So stressig kann ein Gastspiel sein, wenn aus Termingründen nicht nur eine zweite Besetzung, sondern auch eine zweite Kostümierung und Bühnenbildadaptierung (Esther Bialas) erforderlich ist. Aber diese komische Oper sprengt sowieso alle Rahmen, die der Präsentation wie die der bisherigen Zauberflöten-Opern! Die Arien waren natürlich originalgetreu intoniert und mit erstklassigen VokalistInnen besetzt.

Zwischengesang und kleine Gesangseinlagen waren vom Inszenierungs-Duo Barrie Kosky und Suzanne Andrade in den Bereich des Stummen, den bereich der schriftlichen Aufzeichnung, verwiesen worden. Und dies war eine wunderbare Entlastung, ein Abspecken der mozartschen Oper! Die Liebe zum Stummfilm der 20er Jahre war ein wunderbar kreativer Akt! Die Unendlich aufwändigen, vorwiegend stumme, Animationen aus dem Reich der Technik = Maschinenzeitalter, dem Traumreich, vor allem der liebenden und Sehnenden, und dem höllenartigen Reich des bösen Zauberers Sarastro von Paul Barritt sind nicht nur lustig, expressiv, sowie vom britischen, feinen Humor geprägt, nicht nur in Bildgröße und Aufmachung gigantisch, sondern tatsächlich umwerfend und einmalig!

Mit Worten schlecht zu beschreiben, stehen doch die Stummfilm-Produktionen in ihrer Unkompliziertheit und Direktheit als Bindeglied zwischen Zaubermärchen und Vorstadttheater. Die Musik Mozarts leidet weder unter der magischen Erscheinung der Bilder noch unter der Bezugnahme der Sänger mit Gesten, Blicken und Bewegungen zu den Visuals.

Ein kreativer Gag sagt uns oft mehr als ein gesungenes Duett. Die Zauberflöte Mozarts erzählt sich wunderbar selbst in Begleitung mit einem Hammerklavier aus dem 18. Jahrhundert und dem Schönberg Chor, sowie der großartigen Leistung der Instrumentalisten des NTO unter Leitung von Kristiina Poska, der ersten Kapellmeisterin der Komischen Oper Berlin.

 

 

Festwochen Gmunden 24. 7. 2015; Chansons von Friedrich Cerha; Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-ܜbleis

Festwochen Gmunden 24.7.15 im MEZZO Ohlsdorf
Freitag, 24.07.2015, 19:30 Uhr

Mit STUDIO DAN & Agnes Heginger
Agnes Heginger – Chansonnière
Mathilde Hourisangou – Klavier
Andreas Moser – Perkussion
Michael Seifried – Kontrabass

Studio Dan spielen und Agnes Heginger singt „Eine Art Chansons“ und „Eine letzte Art Chansons“ von Friedrich Cerha.

Eine Art Chansons nennt Friedrich Cerha seinen Lieder-Zyklus, in dem er eigene Texte und vorwiegend welche der Wiener Gruppe vertonte, wie ErnstJandl und nach der Pause von Friedrich Achleitner und Gerhard Rühm u.a. In den einführenden Worten meint er, dass es ihn gereizt hat, in diesen 60 Miniatüren die Sprach- und Sprechspielerein, die verbale Sprachakrobatik dieser Vertreter der Wiener Gruppe - bei Wahrung des musikalischen Qualitätsanspruchs – spielerisch und überspitzt ins Absurde zu überdrehen.

Dies ist dem nunmehr 89-jährigen Cerha meisterhaft gelungen! Ein überaus witziges und groteskes, schaurig-schönes Werk ist gelungen! Hochsprache wie Dialekt oder Verballhornung von Englisch/Deutsch-Vermischtem fand und bewahrte bei ihm seine Eigenheit und Keckheit.

Jeder noch so banale Satz wurde von Agnes Heginger zu einem ernsten, da bei Ernst Jandl sehr oft der Weltkrieg angesprochen wird, betroffen machendem Aha-Erlebnis intoniert.

Die Realität schwingt immer mit. Z.B. beim Text Ernst Jandls „Wien: heldenplatz“ oder bei Texten, die dem „Bua“ gute Ratschläge fürs Leben mitgeben. Jedoch bleibt einem das Lachen meist im Hals stecken, so sehr ist oft in einem einzigen Satz die Gesellschaft entzerrt und an den Pranger gestellt. Cerha setzt die Texte der Wiener Gruppe prägnant um und auch bei 60 texten bleibt die musikalische Umsetzung spannend.

Ein vergnüglicher Abend, da stets der scharfe Grad zwischen Ironie und Zynismus gewahrt bleibt!

Agnes Heginger wurde nach einer fulminanten Aufführung einiger Chansons vom Komponisten persönlich dazu ermutigt die ganze Sammlung aufzunehmen und als CD zu veröffentlichen. Wir warten darauf, nachdem wir ihr jüngste CD „springlink“ mit Christoph Cech am Piano und Peter Herbert am Bass in Händen halten!

Festwochen Gmunden 24. 7. 2015; Chansons von Friedrich Cerha; Rez.: Eva Riebler-Übleis

Festwochen Gmunden 26. 7. 2015; Lesung mit Musik; Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-ܜbleis
Humorvolles und Tango aus Brasilien

Festwochen Gmunden 26.7.15 Lesung mit Musik
„Du hörst mir ja doch nie zu …“
Fritz Karl rezitiert Texte von Luis Ferdinando Verissimo
Tango de Salon – musikalische Begleitiung

Der Schauspieler Fritz Karl, geb. 1967 in Gmunden, hat neun Short Stories des Süd-Brasilianers Verissimo, geb. 1936, zwischen unterhaltender Farce und Aufdeckung unserer Übersozialisierung ausgesucht.

Kein Thema ist vor diesem Autor sicher. Sei es der Kindergeburtstag, der Liebhaber im Schrank, der Ehemann, der den Ehering verliert oder Schauspieler, der zuhause Ruhe statt Schauspiel haben möchte. Es geht meist um Populismus, Wahrheit, Verführung oder Verblödung. Genüsslich bohrt Verissimo in Wunden unserer Gesellschaft, bis man nicht mehr weiß, ob das Schmunzeln oder Lachen über andere, nicht die eigenen Verhaltenformen aufs Korn nehmen. Witzig und polemisch, auch differenziert nach allzu starren Geschlechterrollen, wird mit analytischer Schärfe die Gedankenlosigkeit der Lebensführung im einfachen Zusammenleben aufgedeckt. Durch die Kurzgeschichten werden höchst komplexe Zusammenhänge durchscheinend gemacht.

Ein wahrer Hirnschrittmacher gegen Gedankenlosigkeit!

Meisterhaft pointiert vorgetragen und mit der eigenständigen flotten und ausgefeilten Tangoserie des Tango de Salon (Peter Grillmayr – Violine, Andrej Serkov - Bandoneon, Guntram Zauner - Git., Roland Wiwsinger - Kontrab., Wieland Nordmeyer - K) ergänzt erfreuten sich die HörerInnen im völlig ausgebuchten Stadttheatersaal Gmunden derart, dass Fritz Karl noch die wunderbare Wiener-Wurstelbude-Story „Zorro“ von H.C. Artmann als Zugabe zum Besten gab.

Festwochen Gmunden 29. 7. 2015; Der ewige Gatte nach F. M. Dostojewski; Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-ܜbleis
Verstellung und Unmoral

Festwochen Gmunden Stadttheater 29.7.15
Der ewige Gatte nach F. M. Dostojewski
Produktion: Theater Wahlverwandte in Kooperation mit dem Theaterhaus Stuttgart

1867 – 1871 weilte Dostojewski in Deutschland und in der Schweiz. Aus dieser Zeit stammt nicht nur Der Idiot sondern auch dieses Theaterstück, das die Unmoral des ewigen Liebhabers aufs Korn nimmt und im Sinne einer gut funktionierenden Gesellschaft abwertet. Dabei entsteht ein Kontrast zum bloß anscheinend tölpelhaften Ehemann, der in Wirklichkeit mit Bauernschläue den Sexualtrieb des ewigen Liebhabers in seine weiteren Heiratspläne einbaut und ausnutzen kann. Die Rolle des Kindes als Kuckuckskind, das ungeliebt aufwächst, bleibt der Entstehungszeit gemäß praktisch fast unbeleuchtet, was unserem heutigen sozialen Verständnis zuwiderläuft. Daher hat die Regisseurin auch das Leid und den frühen Tod dieser Tochter kurz und prägnant thematisiert.

Die Entlarvungskomödie ist von Ernst Konarek als ewiger Gatte, Wolfgang Seidenberg als Liebhaber und der Schweizerin Corinne Steudler in versch. Rollen exzellent gespielt und dargestellt worden.

Den Gegenwartswert des Stückes aufzupeppen durch krasse Modernisierung wie Verwendung von Accessoires der Jugendkultur in Form von Rollerplades oder Streetboards bleibt dahingestellt. Jedoch stringent dieses Bemühen der Aktualisierung weiterhin auszubauen finde ich konsequent und somit der jugendlichen, gegenüber Älteren sehr respektlosen Braut von nicht einmal 16 Jahren einen 19-jährigen Freund aus der modernen Jugendszene an die Seite zu stellen, bedeutet eine Ausweitung der Komödie in die richtige Richtung.1867 – 1871 weilte Dostojewski in Deutschland und in der Schweiz. Aus dieser Zeit stammt nicht nur Der Idiot sondern auch dieses Theaterstück, das die Unmoral des ewigen Liebhabers aufs Korn nimmt und im Sinne einer gut funktionierenden Gesellschaft abwertet. Dabei entsteht ein Kontrast zum bloß anscheinend tölpelhaften Ehemann, der in Wirklichkeit mit Bauernschläue den Sexualtrieb des ewigen Liebhabers in seine weiteren Heiratspläne einbaut und ausnutzen kann. Die Rolle des Kindes als Kuckuckskind, das ungeliebt aufwächst, bleibt der Entstehungszeit gemäß praktisch fast unbeleuchtet, was unserem heutigen sozialen Verständnis zuwiderläuft. Daher hat die Regisseurin auch das Leid und den frühen Tod dieser Tochter kurz und prägnant thematisiert.

Die Entlarvungskomödie ist von Ernst Konarek als ewiger Gatte, Wolfgang Seidenberg als Liebhaber und der Schweizerin Corinne Steudler in versch. Rollen exzellent gespielt und dargestellt worden.

Den Gegenwartswert des Stückes aufzupeppen durch krasse Modernisierung wie Verwendung von Accessoires der Jugendkultur in Form von Rollerplades oder Streetboards bleibt dahingestellt. Jedoch stringent dieses Bemühen der Aktualisierung weiterhin auszubauen finde ich konsequent und somit der jugendlichen, gegenüber Älteren sehr respektlosen Braut von nicht einmal 16 Jahren einen 19-jährigen Freund aus der modernen Jugendszene an die Seite zu stellen, bedeutet eine Ausweitung der Komödie in die richtige Richtung.